Opernsängerin Anna Netrebko: „Das ist wie eine große Party“
Konzert: Anna Netrebko gastiert am Samstag in der Kölnarena mit ihrer Klassik-Show, einem Potpourri aus bekannten Opernarien.
Frau Netrebko, Opernsänger legen viel Wert darauf, mit der Stimme Facetten eines Charakters herauszuarbeiten. Die Möglichkeiten haben Sie bei Ihrem Arien- und Duett-Potpourri, wie jetzt in Köln, kaum. Worin liegt für Sie der Reiz solch gigantischer Klassik-Shows?
Netrebko: Das ist wie eine große Feier - wie etwa letztes Jahr in der Berliner Waldbühne: Das war ein Riesenspaß! Für uns wie für das Publikum - einfach eine gro-oooße Paaarty (singt)... Da können die Leute ihre ganze Familie mitbringen, denn die Tickets sind nicht so teuer wie in der Oper; die Musik ist populär und damit selbst für diejenigen einfach zu verstehen, die zuvor noch nie in der Oper gewesen sind.
Nun lieben Sie ja aber gerade die darstellerischen Chancen, die eine Inszenierung bietet - bei solch einer Best-of-Tour hingegen kommen Sie doch kaum über die schöne Oberfläche hinaus?
Netrebko: Natürlich versuchen wir auch hier, die verschiedenen Charaktere einfließen zu lassen - auch wenn das angesichts der häufigen Rollenwechsel schwierig ist. Andererseits liegt eben darin ja auch wieder eine große Herausforderung, denn wir führen ja schon kleine Szenen auf und müssen da natürlich das Wesentliche und der Charaktere herausarbeiten.
Ein großer Teil Ihres Erfolg liegt zweifellos auch in Ihrer Schönheit, Frau Netrebko - verletzt es Sie, wenn es über Sie heißt, Sie sängen für Menschen, die mit den Augen hören?
Netrebko: Nein, das verletzt mich nicht - warum sollte es?
Es ist ja schon ein sehr seltsames Kompliment.
Netrebko: Gut möglich, dass darin die Aufforderung an das Publikum steckt, doch mehr auf andere Facetten zu hören - aber natürlich können sie mich auch gern anschauen (lacht)... Mir ist es sehr wichtig, nicht nur gut zu singen, sondern auch entsprechend zu spielen.
Und wie reagieren Sie, wenn Sie am Anfang eines Auftritts merken, dass er Ihnen an diesem Abend nicht so gut gelingen wird?
Netrebko: Das kann schon mal passieren, dass etwa der Atem nicht wirklich frei strömt - dann muss ich hart kämpfen. Oder es gibt Abende, da bin ich völlig leer - sei es, weil ich über etwas traurig bin oder einfach alles mal wieder viel zu viel ist - und ich doch die Menschen berühren soll. Manchmal klappt das dann nicht, auch wenn ich mich natürlich darum bemühe, so etwas auszublenden.
Und wenn das nicht gelingt?
Netrebko: Klingt es sicher nicht fürchterlich, aber es ist dann bestimmt auch keine besonders glanzvolle Aufführung gewesen. Wirklich schlecht war es aber bislang noch nicht - das hoffe ich zumindest (lacht)...
Würden Sie selbst für sich eigentliche die horrenden Kartenpreise von bis zu 4500 Euro bezahlen, die in Salzburg auf dem Schwarzmarkt für einen Auftritt von Ihnen verlangt wurden?
Klassik-Show Wenn Anna Netrebko nicht wieder absagt, findet das Konzert in der Kölnarena am 18. August, 20 Uhr, statt. Restkarten (ab 55,25 Euro): Tel. 0221/8020. Weitere Konzerte mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin/Marco Armiliato: 22.8. Halle/Westfalen, 26.8. Berlin, Philharmonie, 31.8. Stuttgart, Karten-Tel. 01805/969000555.
Laryngitis Kein medizinischer Fachbegriff ist in der Klassikwelt wohl jemals rascher zum Allgemeingut geworden als in den vergangenen zwei Wochen die gemeine Kehlkopfentzündung. Schließlich handelte es sich ja nicht um irgendeine Laryngitis, sondern um den Kehlkopf der Anna Netrebko, der angeschlagen war und die russische Schönheit zu einigen Absagen zwang. Dummerweise auch in Salzburg - und dort hat man der 35-Jährigen übel genommen, dass sie zwar noch am 3. August bei einer TV-Gala in Baden-Baden auftreten konnte, doch ihre beiden Salzburger Konzerte kurzfristig stornierte.
ohne Villazón Die Sopranistin muss derzeit ohne ihren Bühnen-Dauer-Lover Rolando Villazón auskommen: Auch er hat stimmliche Probleme. An seiner Stelle werden in Köln die drei Tenöre José Cura, Ramón Vargas und Marcelo Alvarez der Netrebko zur Seite stehen.