Maria Mena: Jung und trotzdem reif

Maria Mena hat mit 21 mehr erlebt als viele doppelt so alte Künstler. Bei uns kennt man die Norwegerin jedoch erst seit ihrer Single „Just Hold Me“. Das holen wir nach.

<strong>Düsseldorf. Plötzlich war sie da. Mit einem Song, der gleichsam Ohrwurm wie Trauermarsch ist, nistete sich Maria Mena in Charts und Gehörgang ein. Man konnte den Song "Just hold me" seit April beinahe stündlich im Radio hören, sah immer wieder dieses Video, in dem die junge Frau mit den langen dunklen Haaren scheinbar gedankenverloren durch ihre Wohnung tigert und ihrem gefühlskalten Freund immer wieder die gleiche Frage stellt: "Warum kannst Du mich nicht im Arm halten und mir sagen, dass Du mich liebst?" Man sah junge Mädchen in Cabrios, den Song laut aufgedreht und mitsingend, durch den Abend fahren. Und fast avancierte dieses melancholische Lied auf diese Weise zum Sommerhit.

Ihren ersten Song schrieb sie mit 15 Jahren

Der plötzlichen Aufmerksamkeit und des zarten Alters von 21 Jahren zum Trotz - das aktuelle Album "Apparently Unaffected" ist bereits der dritte Longplayer der Norwegerin. Die Tochter eines Schlagzeugers und einer Schauspielerin schrieb ihren ersten Song mit 15 Jahren als Reaktion auf die Scheidung ihrer Eltern. Angeblich saß sie im Auto neben ihrem Vater, der in Oslo in diversen Rockbands spielt, als sie eine Melodie trällerte, die ihn aufhorchen ließ. Auf seine Frage, ob sie das im Radio aufgeschnappt habe, erwiderte die Kleine lässig: "Nö, hab’ ich mir selbst ausgedacht." Der Vater ermutigt seine Tochter, das Lied aufzunehmen. "My Lullaby" wird in ihrer Heimat sofort ein Hit und macht den Teenager auf einen Schlag berühmt. 2002 folgt das erste Album "Another Phase", für das sie eine Platinauszeichnung sowie den "Spellmannspriser" (eine Art norwegischer Grammy) erhält. "Ich war ein schüchternes Kind. Und meine Art, mich auszudrücken, war eben zu schreiben", kommentiert die Musikerin ihren frühen Erfolg lapidar.

Auch wenn Marias Vater ihr den Weg ins Musikgeschäft geebnet hat - als musikalisches Vorbild hat die Tochter ihn nie betrachtet. "Ich habe seine Musik nie gemocht, er ist ein Rocker. Ich höre lieber Mädchen mit Gitarren!" Das hört man ihren Songs an. Sie atmen durchaus den Geist von Alanis Morissette oder Fiona Apple und versprühen die typisch skandinavische Melancholie.

Kurzkritik Insgesamt versprühen die 14 Songs auf dem Album eine melancholische Grundnote. Doch nicht bei allen kann der musikalische Anspruch überzeugen. Vieles bleibt im Mainstream stecken.

Highlights Auch nach vielfachem Hören erweist sich die Single "Just Hold Me" noch als Lieblingsnummer. Sie strahlt mit ihrer zarten Melancholie und der bestechenden Melodie hell heraus. "He’s Hurting Me" ist ebenfalls eine hübsche Ballade - versehen mit Walzertakt und Soulanleihen. Der Opener "Internal Dialogue" hält, was er verspricht und ist emotionale, nach innen gerichtete Rückschau.