Preisträger-Konzert das Klavierfestivals Ruhr : Strenger Poet und extrovertierter Draufgänger

Das Klavierfestival Ruhr präsentiert Francesco Piemontesi und Ben J. Kim. Beide Künstler erwiesen sich als Glückstreffer.

Düsseldorf. Vier junge Preisträger internationaler Klavierwettbewerbe präsentierte das Klavier-festival Ruhr am vergangenen Wochenende. Zwei gab es am Samstag im Düsseldorfer Robert-Schumann-Saal zu erleben: Nachmittags zunächst den 24-jährigen Schweizer Francesco Piemontesi (3. Preis beim Reine Elisabeth Wettbewerb 2007), abends dann den gleichaltrigen Amerikaner Ben J. Kim (1. Preis beim ARD Wettbewerb 2006).

Beide Künstler erwiesen sich als Glückstreffer. Piemontesi, kurzfristig für die erkrankte Anna Vinnitskaya eingesprungen, fegt zwar gerne durch haarsträubende Strawinsky-Transkriptionen, ist aber vor allem ein gestrenger Poet des Klavieres. Ihm ist es gegeben, bei Mozart Maß zu halten (Sonate KV 281). Die Proportionen erschließen sich ganz selbstverständlich, ohne falsche Verzärtelung, hohles Geperle oder schneidige Aggressivitäten.

Beethovens späte As-Dur-Sonate (op. 110) entwickelt dieser Pianist ganz aus dem Gesang heraus. Selbst im derben Allegro molto entweicht ihm kein hässlicher Ton. Wunderbar ausgehörte Akkorde im Eröffnungssatz, innige Kantabilität im Adagio bzw. Arioso dolente. Dabei ist Piemontesi kein Weichzeichner. Sein Beethoven ist von jener inneren Kraft und Ernsthaftigkeit bewegt, die man eben nicht antrainieren kann.

Auf den zweiten Blick, nämlich bei Schumanns fis-Moll-Sonate (op. 11), zeigt sich dann Kims genialisches Interpretationsvermögen. Gleich zu Beginn trifft er das richtige, also moderate Tempo für die wogenden Bass-Triolen. Als dann im weiteren Verlauf das gesangliche A-Dur Thema anhebt, beginnt ein Wunder an leidenschaftlicher Hingabe und Stilgefühl. Kim findet viel Sehnsucht in dieser Sonate, die so gern als ausschließlich tumultuöse, vorwärtsdrängende Repetitionsetüde gedeutet wird.

Wie aufmerksam erkennt er all die Momente der Versenkung, des Abbremsens! Wie souverän fügt er sie ins organische Ganze! Die Aria? Ein zarter, reiner Traum. Das Scherzo? Packend und scharf. Was ein Glück, dass Aufnahme-Mikrofone mitliefen.

Programm Das Klavierfestival Ruhr dauert noch bis 20. Juli. Am nächsten Wochenende läuft "Jazzline", anschließend folgen noch Konzerte u.a. mit Arcadi Volodos (17.7.), Gottlieb Wallisch (18.7.), Tsimon Barto (19.7.) und Gerhard Oppitz (Abschlusskonzert 20.7.).