Pop: Müde Songs von vorgestern

Viel Leerlauf beim Konzert des Ex-Genesis Sängers Peter Gabriel.

Gelsenkirchen. In einigen Tagen werden Genesis in Düsseldorf auftreten. Ihr ehemaliger Sänger spielte bereits am Donnerstagabend im Gelsenkirchener Amphitheater. Peter Gabriel verließ Genesis im Jahre 1975, zwar gelangen unter Phil Collins in den nächsten Jahren weitere kommerzielle Erfolge, allerdings auf Kosten musikalischer Vielseitigkeit.

Dabei befand sich bereits auf seinem ersten Album mit "Solsbury Hill" der Song, der ihn zurück ins Rampenlicht brachte, und zeigte, dass Gabriel bei Genesis nur geübt hatte. Denn auch in den folgenden Jahren bewies er, dass er im Gegensatz zu seinen Ex-Kollegen sowohl künstlerisch als auch sozialpolitisch auf dem Laufenden war. Doch scheint seit "Peter Gabriel plays live" (1983), einer Retrospektive seiner voran gegangenen vier Soloalben, für viele Fans die Zeit stehen geblieben zu sein.

Das bewies der im Vorfeld die Tour von Gabriel initiierte Website-Umfrage, bei dem Gabriel seine Fans aufforderte, eine Top 20-Liste seiner Songs zu erstellen. Dass Gabriel das Ergebnis diese Umfrage für seine Setliste sehr ernst nehmen würde, konnte man bereits beim Eröffnungssong erahnen. Mit "The Rhythm Of The Heat" startete der Abend exakt mit dem Lied, mit dem auch "Peter Gabriel plays live" 1983 begann. Und die Zeitreise ging weiter. Bei "I have the touch", "D.IY.", "Intruder", "On the air" und "No self control” bekamen vor allem Fans der ersten Stunde feuchte Augen.

Man muss lange forschen, um heraus zu finden, wann Gabriel zuletzt "Moribund the Burgermeister" oder "No self control" live gespielt hat. Doch es dauerte zu lange an diesem Abend, bis Gabriel bedeutend wurde. Denn eines ist unleugbar auch an Gabriel nicht vorbeigegangen: die Zeit. Natürlich ist es unfair, eine Show im Jahre 2007 mit der von 1983 zu vergleichen, doch die Magie, die Gabriel damals versprühte, als er mit den simplen Worten "dies ist für Stephen Biko" einen seiner sowohl ergreifendsten als auch politisch bewegendsten Songs, "Biko", ankündigte oder sich von den Fans auf Händen durch die ganze Halle tragen ließ, ist dahin.

Man muss auch nicht Tochter Melanies Komplettvortrag von "Mother Of Violence" hören. Solche Einlagen und die Tatsache, dass Lieder wie "Biko", "Shock the Monkey" oder "San Jacinto" komplett fehlten und "Sledgehammer", "Solsbury Hill" und "In Your Eyes" erst als Zugaben gespielt wurden, machten aus dem Konzert eine zweischneidige Angelegenheit. Für echte Fans ein Fest und eine Geduldsprobe für den Rest.