Herbert Grönemeyer: Antreiber im Menschenmeer

An zwei Abenden spielten Herbert Grönemeyer und Band vor 110 000 Fans in Gelsenkirchen Klassiker und neue Songs.

<strong>Gelsenkirchen. Die Momentaufnahme spricht für sich. In einem Meer aus 55 000 Menschen steht ein schwarzes Klavier, angestrahlt durch Scheinwerfer, hoch über den Wogen aus Armen. Der Mann, der dort gegen viertel nach acht Platz nimmt, kennt alle Höhen und Tiefen, heißt Herbert Grönemeyer und sorgt gleich mit seinem ersten Song für eine Überraschung. Nicht ein Schweißtreiber ist es, mit dem er sein Konzert in der Gelsenkirchener Arena eröffnet, sondern das balladeske "Leb in meiner Welt" vom aktuellen Album "Zwölf".

Alles klar: Der Mann da draußen auf dem Bühnenausläufer muss sich nichts mehr beweisen und genießt im Anschluss daran den tosenden Applaus wie eine schäumende Brandung. Dann überlassen Grönemeyer und Band nichts mehr dem Zufall. "Kopf hoch tanzen", ruft er durch den Schlagzeugdonner in die Menge, als Antreiber und Wortschrauber in einer Person.

Die Videowand hinter der Band zeigt Grönemeyer, der eben erst beim G8-Gipfel Stellung gegen die Armut in Afrika bezogen hat, blutrot gefärbt und mit den Sorgenfalten eines Querkopfes, die tiefer gehen als Lippenbekenntisse aus dem Strandkorb von Heiligendamm.

Für die schon jetzt legendären Songs "Mensch" und "Der Weg" gibt es stehende Ovationen auch auf den Rängen und flächendeckende Gänsehaut. Sichtlich bewegt nimmt Herbert Grönemeyer, der die Arena an gleich zwei Abenden füllt, den Beifall der Massen entgegen und revanchiert sich mit Klassikern wie "Bochum", "Männer" "Was soll das" und "Flugzeuge im Bauch". Grönemeyers hochprozentiger "Alkohol" reift seit mittlerweile 23 Jahren und ist im Zeitalter kollektiven Komasaufens aktueller denn je.

Ansturm Insgesamt 110 000 Menschen verfolgten die beiden Grönemeyer-Shows in Gelsenkirchen am Samstag und Sonntag und legten zeitweise die Autobahn lahm. Derweil ließ die Stadt Gelsenkirchen im Parkplatz-Chaos fleißig Knöllchen schreiben.

Termine Für die beiden Grönemeyer-Shows im Rheinenergie-Stadion Köln am 20. und 21. Juni gibt es noch Restkarten.