Alternative-Pop: Rufus Wainwright - Im Land des seligen Lächelns

Vom Pomp wollte er sich in Berlin befreien, düsteren Zeitgeist suchen. Stattdessen fand Rufus Wainwright die Liebe. Gott sei Dank! Seine neue CD befolgt das Prinzip "Mehr ist einfach mehr".

<strong>Berlin. "Dann geh doch nach Berlin", unkten einst die Kölner Alternativ-Popper von Angelika Express. Sie lieferten damit eine Art Anti-Hymne auf die Stadt, die für viele Deutsche zum Zufluchtsort wurde, denen Bremen, Nürnberg oder Castrop-Rauxel einfach nicht hipp genug war. Als Rufus Wainwright sich vergangenes Jahr aufmachte, nach Berlin zu pilgern, dachte der Musiker dabei jedoch weniger an Coolness. Im Gegenteil. Wainwright, kanadisches Wunderkind mit Sitz in New York, suchte die Romantik: "Ich habe Amerika so satt."

Er suchte in Berlin ein inspirierendes Lebensgefühl. "Es gibt Leute, die ziehen nach Berlin, um hipp zu sein, mich hingegen interessierte das historische, das romantische Deutschland." Er wollte New York hinter sich lassen, wo er "viel Fassade und PR" sah und wo er die politische Stimmung nach dem 11. September nicht mehr aushielt.

Das alles hatte der exaltierte 33-Jährige nur noch ertragen können, indem er sich in die schönen Künste, vor allem in die Oper, flüchtete. In Berlin wollte er musikalisch abspecken und statt des für ihn typischen Pomps "ein absolut heruntergestripptes, fast schon skelettartiges" Album produzieren und damit endlich auch kommerziell erfolgreich werden.

"Es geht um Aufbruch. Schluss mit dem Lamentieren. Es ist Zeit, aktiv zu werden. Das ist das Grundthema", erklärte Wainwright in einem Interview. Es sollte also Schluss sein mit dem gepflegten Jammern, mit dem er in seinen früheren Werken hier und da auch Wohlgesonnenen auf den Nerv ging.

Nach überwundener Abhängigkeit von diversen Substanzen, die er Anfang des Jahrtausends unter anderem mit Hilfe seines guten Freundes Elton John bekämpfte, hat er jetzt neue Energie gefunden - und mehr. Denn in Berlin angekommen, ereilte den für seine homosexuellen Affären bekannten Rufus die große Liebe, er fand sich wieder in der ersten ernsthaften Beziehung seines Lebens. Zusammen mit seinem Partner reiste er nach Österreich, Weimar - und nach Bayreuth.

Es sei in den USA schwierig, über Deutschland zu schwärmen unter Leuten, die keine Opernfans sind. "Die halten dich gleich für einen Vollblut-Nazi! Dabei kann man als Opernliebhaber gar nicht anders, als die deutsche Kultur hoch zu schätzen", schwärmte Wainwright, der erst kürzlich für die Klassikmix-Reihe "Yellow Lounge" der Deutschen Grammophon eine CD zusammenstellte.

Highlights "Going To A Town" ist eine von Wainwrights berührendsten Kompositionen überhaupt, und "Slideshow" schwingt sich fast unmerklich in höchste Höhen auf. Vollkommen mühelos strömt seine einmalige Stimme durch "Nobody’s Off The Hook", durch "Rules And Regulations" und durch den "Tiergarten". Ganz am Schluss fließt alles zusammen: "Release the stars/Release your love/Cause Hollywood is over."

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