Jazzfestival unter Tränen
Der künstlerische Leiter Reiner Michalke hatte angekündigt, nicht Schwerpunkte zu präsentieren, sondern eine Momentaufnahme aktueller improvisierter Musik.
Moers. Was für ein Kontrast! Da spielt Steven Bernstein’s Millennial Territory Orchestra George Gershwins "Summertime" - während ein fetter niederrheinischer Regen niedergeht. Eine Situation mit Symbol-Charakter für das 36. Moers Festival. Denn dort waren musikalische Gegensätze Trumpf. Und zwar ganz bewusst. Schließlich hatte der künstlerische Leiter Reiner Michalke angekündigt, nicht Schwerpunkte zu präsentieren, sondern eine Momentaufnahme aktueller improvisierter Musik. So sperrig die mitunter auch war, am Ende eines jeden Tages wollte Michalke für versöhnliche Töne sorgen. So beispielsweise mit Sharon Jones. Zusammen mit ihren "Dap Kings" sorgte die Frau aus New York mit einer energiegeladenen Mischung aus Funk und Soul für mächtig Stimmung. Die allerdings leider getrübt war. Denn während der ersten drei Tage war der Klang wirklich nicht gut. Eher suboptimal . . .
Doch selbst dieses Manko machte Steven Bernstein mit seiner neunköpfigen Band vergessen. Nach "Summertime" präsentierte er noch einen weiteren Klassiker der Musikgeschichte im neuen Gewand. "All you need is love" der Beatles gab es in einer anfangs stark reduzierten, später ungeheuer druckvollen, aber immer wunderbar schrägen Version. Und kurze Zeit später hörte sogar der Himmel auf, weitere Tränen zu vergießen .