Tourneeauftakt der Rolling Stones: Jagger als Marathon-Mann
Mit Jubel und Ärger starten die Stones in Deutschland die Tour „A Bigger Bang“.
<strong>Frankfurt. Für Udo Jürgens fängt mit 66 Jahren das Leben an. Für Mick Jagger ist es mit 63 noch lange nicht zu Ende. Seine Kilometerleistung beim Auftakt der Deutschland-Tournee der Rolling Stones am Mittwochabend in Frankfurt war atemberaubend. Am Ende hatte die älteste Rockband der Welt die 25 000 Zuschauer in der nicht ganz ausverkauften Arena fest im Griff - obwohl viele schon stinksauer waren, bevor sie überhaupt auf ihrem Platz angekommen waren. Eine Woche vor dem Konzert hatte das Management entschieden, die Bühne quer aufzubauen. Zu Preisen von bis zu 188 Euro waren vorher viele Karten liegengeblieben. Darum wurde die Bühne von der Stirnseite auf die Gegengerade verlegt. Das kostete zwar 10 000 Plätze, die Sicht war dafür erheblich besser. Nun mussten allerdings zahlreiche schon verkaufte Tickets umgetauscht werden, weil die Plätze sich nun hinter der Bühne befunden hätten. Das klappte überhaupt nicht und einige Stones-Fans schafften es kaum, rechtzeitig zu "Start me up" in der Halle zu sein. Was dann folgte, sollte die Wogen allerdings bald glätten. Denn die Stones zeigten sich musikalisch auf der Höhe. Während bei den anderen das Fitness-Training offenbar gut angeschlagen hatte, wirkte Keith Richards nicht in Bestform. Der kürzte den Klassiker "Sympathy for the Devil" und spielte sein Solo in die dritte Strophe, schaffte es sogar, bei "Honky Tonk Woman" schräge Töne unterzubringen, und bewies am Mikro einmal mehr, dass er besser nicht singen sollte. Immerhin: Damit mussten alle Kritiker verstummen, die behaupten, die Stones würden auch nur einen Ton vom Band spielen.
Dafür hatte das Konzert aber zahlreiche brillante Momente. Die 15 Minuten-Version von "Midnight Rambler" überzeugte nicht nur die Fans, die seit seit mehr als 40 Jahren dabei sind. Denn unters Publikum mischten sich auch erstaunlich viele junge Leute, die "Paint it black" wahrscheinlich erstmals als Klingelton fürs Handy wahrgenommen hatten.
Tournee: Die "A Bigger Bang"-Tournee startete bereits 2005 in den USA. Im vergangenen Jahr mussten mehrere Konzerte in Deutschland abgesagt werden, weil Keith Richards sich beim Sturz von einer Palme schwer verletzt hatte.