Aerosmith: Die genialen Paradiesvögel
Die alten Herren von Aerosmith feiern sich in der überfüllten Köln-Arena selbst als Helden des Rock.
Köln. Erwartet wurde nichts Geringes als eine Rock-Offenbarung: Nach acht Jahren gaben sich Aerosmith wieder die Ehre in Deutschland, spielten am Donnerstag nach einem Gastbesuch in Irland in der ausverkauften Köln-Arena, bevor sie nach Holland weiterjetteten. Dass das Konzert für die amerikanischen Altrocker nur eins unter vielen war, merkte man dem Auftritt jedoch an.
Eine gewisse Routine kann man einer Band, die 1970 von Steven Tyler, Joe Perry und Tom Hamilton gegründet wurde und seit über 20 Jahren in der gleichen Besetzung existiert, wohl nicht verübeln. Vor allem, wenn sie trotz allem so mitreißend ist.
Tyler gebärdet sich im Hemdchen mit Manga-Mädchen-Aufdruck und einer Hose, die an ein Spiderman-Kostüm erinnert, wie ein genialer Paradiesvogel: Er rennt über den Bühnensteg in die Mitte des Publikums, schneidet fantastische Grimassen, heizt die Menge mit hohen Stakkato-Schreien an und lässt sich von ihr feiern, während frischer Wind aus der Anlage ihm die langen Haare rockstar-wild durcheinanderwirbelt.
Auch Balladen wie "Cryin" und "I don’t want to miss a thing" aus dem Armageddon-Soundtrack trägt Tyler selbst nach Jahren so emotional vor, dass man ihm jede Zeile abkauft.
Die Zeit ist auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen, seine Gesichtszüge wirken im grellen Scheinwerferlicht beinahe mumienhaft und die Stofffetzen an seinem Mikrofonständer schon ein bisschen angegammelt.
Die Luftschmiede heizen das Publikum immer weiter auf, bis zur gigantischen Zugabe mit "Walk this way" - dem Lied, mit dem Aerosmith 1986 ihr Comeback im Duett mit dem Hip Hopper Run-DMC feierten. Schade nur, dass es dabei bleibt, Klassiker wie "Crazy" bleiben ungespielt. Und die Fans gehen brav nach Hause - ganz routiniert.