Pearl Jam: Eine Rückkehr mit Rockstar-Posen

Pearl Jam spielten in Düsseldorf 28 Songs in zwei Stunden. Das Konzert entschädigte für organisatorische Schwierigkeiten beim Einlass der 11 000 Konzertbesucher.

Düsseldorf. Im Jahr sieben des neuen Jahrtausends ist ein Pearl Jam-Konzert so, als würde man nach einer gefühlten Ewigkeit eine Jugendschwärmerei wieder treffen. Man freut sich, hat sich nicht viel zu sagen und denkt mit einer gehörigen Portion Schwermut an alte Zeiten. Die Band aus Seattle, die am Donnerstagabend im ISS-Dome eins von zwei Hallenkonzerten in Deutschland gab, steht so für die Musik der 90er Jahre, dass man sich die Lärmbrüder im Karohemd schwer im digital frisierten Hier und Jetzt vorstellen kann. Der neuen Platte - schlicht Pearl Jam betitelt - zum Trotz. Die Rockstar-Pose gelingt Pearl-Jam-Frontman Eddie Vedder heute besser als früher - auf der Bühne gibt er nicht mehr den gebeutelten Schmerzensmann. Er und seine Band haben Spaß. Die Flasche Wein, die sich der gelockte Erzengel des Grunge-Rock während des Sets reinzieht, dürfte seinem Elan gut getan haben. Es geht Schlag auf Schlag, kaum ein Song überschreitet die Vier-Minuten-Grenze. Nach dem Intro von "Once" aus dem legendären Album "Ten" folgen "Sometimes" und "Whipping", ein wuchtiges Feedback-Brett, fast schon in bester Punkrock-Manier dahingerotzt. Gitarrist Mike McCready verbringt die Hälfte der Zeit vor der Box und lässt sein Instrument tüchtig jaulen. Zum Markenzeichen des Quintetts gehören fein ausziselierte Kompositionen nun mal nicht.

Das Konzert entschädigt für stundenlanges Schlangestehen

Hinzu kommt, dass der Sound blechern und breiig aus der Anlage scheppert. Was nicht an Pearl Jam liegen muss: Ein Eishockey-Oval ist nun mal keine Konzerthalle. Dennoch: Pearl Jam rocken den Laden - und entschädigen so viele Fans, die nach nervtötender Parkplatzsuche bis zu einer Stunde anstehen müssen, um in die Halle zu kommen. Augenscheinlich waren die Veranstalter mit der Verlegung aus der größeren LTU-Arena überfordert. Als die zweite Vorband Interpol ihr Set runter klopft, stehen noch hunderte Fans in langen Schlangen vor den Eingängen. Im Schnitt jenseits der 30, sind sie mit den übrig gebliebenen Helden eines Genres, Grunge genannter Schmuddel-Rock, alt geworden. Seit 17 Jahren sind Pearl Jam unterwegs - man darf ihre aktuelle Europatour zwar nicht als Hitshow verstehen, wohl aber als eine Art Best-Of. "Why Go" und "Daughter" natürlich. "Life wasted" vom neuen Album, ein spannendes Set, unfassbare 28 Songs lang. Richtige Kracher - die Halle tobt, Vedder schreit, nölt und tobt - kommen erst mit den Zugaben. Ein grandioses Cover von "I believe in miracle" der Ramones. Dazu holt Vedder einen Fan mit passendem T-Shirt auf die Bühne. "Hey ho, let’s go". Knapp 11 000 Menschen grölen mit.