Marylin Manson: Ein Vampir für das Publikum

Als Rocker und Provokateur ist Marilyn Manson ein Phänomen. Jetzt präsentierte er in Dortmund sein neues Album und sich selbst.

Dortmund. Liebe und Hass liegen nahe beieinander. Diese Erkenntnis trifft gerade auch auf Brian Hugh Warner alias Marilyn Manson zu: Sie bringt die Einschätzung mancher Musikkritiker ebenso auf den Punkt wie die düsteren Songs selbst, mit denen der US-Rocker ein neues Album gefüllt und im Handumdrehen die Charts geentert hat. "Eat Me Drink Me" heißt der aktuelle Langspieler den Manson am Dienstagabend in der Dortmunder Westfalenhalle mehr als 4000 Fans vorgestellt hat.

Der erste Albumsong "If I Was Your Vampire" ist Programm. Mit ihm eröffnet Manson seine knapp 90-minütige, harte Live-Show aus Nebelschwaden, Pathos und Bitterkeit. Nach seiner Trennung von Erotik-Model Dita von Teese wirkt Manson 2007 noch blasser als ohnehin schon - was allerdings nicht für seine Songs gilt, die seinen Herzschmerz und Verdruss öffentlich machen. Mit Eigenwerken wie "Mobscene" und "The Dope Zone" hat der Amerikaner sein Publikum ebenso fest im Griff wie bei den durchs Stahlbad gezogenen Cover-Versionen von "Tainted Love" und "Sweet Dreams", allesamt von früheren Alben.

Manson balanciert seit Jahren zwischen Provokation und Tabubruch, wie es einst Alice Cooper und Ozzy Osbourne getan haben - nur dass ihr dunkler Enkel mit brachialerem Sound zu Felde zieht und auf Bühnenblut derzeit verzichten kann. Stattdessen zeigen die Videowände seiner Live-Shows ein Flammenmeer, gedrehte Kreuze, Scheckkarten, Pillen, Null-Linien und US-Flaggen - mit jenem Kredit spielend, den man Manson seit Beginn des Irak-Kriegs als im eigenen Land verhassten Amerikaner einräumt und der ihn mit Blick aufs "alte Europa" nach eigenen Worten immer wieder überrascht.

Trotz und Widerstand stechen auch aus den neuen Songs hervor, zu Beginn live präsentiert mit einem Mikrophon in Schlachtermesser-Optik. Soviel steht fest: Bausparverträge lassen sich mit Manson-Songs nach wie vor nicht verkaufen, und auch als Hintergrund-Gedudel wird man die sperrige Musik des 38-Jährigen so schnell nicht zu hören bekommen. Die obligatorische Warnung vor "explizitem Inhalt" fehlt auch auf dem neuen Albumcover nicht und kommt aus Sicht eines Manson-Fans, der Mainstream sowohl im Leben als auch im CD-Schrank hasst, einer Auszeichnung gleich.

Und überhaupt - die Fans: Die sind nicht nur beim Gastspiel in Dortmund auffallend jung. Viele Teenager und Mittzwanziger finden den Weg in den zur Hälfte gefüllten Innenraum, um ihrem schwarzen Meister zu bejubeln. Sie sind fast durchweg dunkel gekleidet, tragen Gothic-Accessoires, folgen ekstatisch oder entrückt der Show und haben sich kurz vor Einlass in den Rückspiegeln ihrer Autos rasch noch blass geschminkt und den Kajal-Stift nachgezogen. Frauen und Mädchen gleichermaßen.

Titel "Eat Me Drink Me!

Plattenfirma Interscope/Universal

Single Heart-Shaped Glasses