Brahms und Debussy in historischer Kulisse

Klassik-Stars begeistern beim Internationalen Musikfestival von Colmar.

Colmar. Dass die kleine elsässische Stadt Colmar mit ihrem mittelalterlichen Kern besonders im Sommer eine Reise wert ist, beweist alljährlich das dortige internationale Musikfestival. Klassik-Stars wie der Pianist Grigory Sokolov oder der Dirigent Michel Plasson mit seinem Orchestre de Paris gastierten in diesem Jahr in der um 1300 erbauten Franziskaner-Kirche Saint Mathieu.

In den vergangenen Jahren gaben sich Größen wie etwa Jessye Norman, Jewgeni Kissin oder der vor einigen Monaten gestorbene Jahrhundert-Cellist Mstislaw Rostropowitsch ein Stelldichein. Neben dem Ohrenschmaus bietet die Stadt dem Besucher auch Kunstschätze wie den Isenheimer Altar von Matthias Grünewald und elsässische Gaumenfreuden in historischen Lokalen.

Das 19. Festival war dem legendären französischen Dirigenten Charles Munch (1891-1968) gewidmet. Daher erklangen auch viele Werke von Saint-Saens, Debussy und Brahms, mit denen Munch einst Konzert- und Schallplattengeschichte schrieb.

Zu den diesjährigen Höhepunkten zählte der Klavierabend des Russen Grigory Sokolov. Die Klaviersonate c-Moll D 958 von Franz Schubert interpretierte er mit überlegenem Einfühlungsvermögen. Nur wenige Pianisten setzen das Werk aufs Programm, weil es so unendlich schwer ist, der introvertierten Tonsprache äußere Eloquenz zu verleihen. Was Sokolov an rhythmischer und melodischer Belebung des Werkes gelingt, weist ihn als einen der musikalischsten Pianisten unserer Zeit aus.

Etwas enttäuschend geriet dagegen das erste Konzert mit dem Orchestre de Paris, das unter der Leitung von Michel Plasson, einem der bekanntesten Dirigenten Frankreichs, gastierte. Die Pariser gestalteten einen reinen Brahms-Abend mit dem Violinkonzert (Solist: David Grimal) und der Ersten Symphonie - eine Darbietung mit äußerlichen Effekten und wenig musikalischer Innigkeit.

Beim Abschlusskonzert mit Debussys "La Mer" und der d-Moll-Symphonie von Cesar Franck waren die Franzosen aber ganz in ihrem Element. Allabendlich jubelnder Beifall in der fast immer ausverkauften Kirche.