Lady in Red: Taylor Swift in Berlin

Berlin (dpa) - Eigentlich ist die O2-World in Berlin für ihre blau-weiße Fassade bekannt. An diesem Freitagabend verbinden Besucher die Arena aber mit einer ganz anderen Farbe. Denn die US-Sängerin Taylor Swift (24) macht Station in der Hauptstadt undhüllt die Halle fast komplett in Rot.

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Schließlich heißtihreweltweiteTour genauso wie ihr aktuelles Album: „Red“, also Rot.„Die Farbe transportiert für mich die intensivsten Emotionen: Liebe, Angst, Neugier und Leidenschaft“, erklärt die Musikerin. Gleich zu Beginn ihres einzigen Deutschland-Konzerts erscheint Swift hinter einem roten Vorhang: mit Hut, knallrotem Lippenstift und roten Glitzerschuhen. Natürlich ist auch ihr Mikrofon rot. Die Kleider der Tänzerinnen sowieso.

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Auch musikalisch zieht sich in den kommenden 90 Minuten die Farbe der Liebe wie ein roter Faden durch die Show. Die ersten Schmetterlinge im Bauch, die Zurückweisung des Angehimmelten, Liebeskummer: Swift spricht in ihren selbst komponierten Songs den meist jungen, weiblichen Fans aus der Seele. „Sie ist so wie wir und schreibt über Dinge, die wir auch erleben“, sagt die 18-jährige Melina aus Köln.

Die siebenfache Grammy-Gewinnerin pflegt ihr Image der bodenständigen und züchtigen Amerikanerin, vermeidet Skandale á la Justin Bieber und zeigt kaum nackte Haut wie ihre Kollegin Miley Cyrus. „Sie braucht die Aufmerksamkeit nicht durch wenige Klamotten, sondernerregt sie durch ihre Songtexte“, meint die 15-jährige Pia, die aus Braunschweig angereist ist.

Die 11 000 Zuschauer in der fast ausverkauften O2-World werden nicht enttäuscht. Swift gibt sich nahbar, nimmt ein Bad in der Menge, redet viel mit ihren Fans:„Es gibt Leute im Leben, die sind fies zu dir. Aber du musst lernen, nicht alles an dich heranzulassen“, sagt sie und klingt dabei für viele hier wie die ältere Schwester. Selbst Mama Swift ist mit nach Berlin gekommen und gibt vor der Show den Fans die Hand.

Die Musik ihrer Tochter passt perfekt in die fast schon familiäre Atmosphäre an diesem Abend. Eingängiger Pop, ein paar sanfte Balladen. Vom Country, mit dem Swift einst berühmt wurde, ist nichts mehr gelieben. Ihre größten Hits „I Knew You Were Trouble“ und „We Are Never Getting Back Together“ dürfen natürlich nicht fehlen. Letzteren präsentiert die Sängerin im Outfit einer Zirkusdirektorin und steht dabei im Konfettiregen auf einer Hebebühne - über den Köpfen des Publikums.

Überhaupt: Das eigentliche Highlight an diesem Abend ist die kreative Bühnenshow - ein Mix aus Konzert und Musikrevue. Mal erscheinen unter der Decke an Seilen befestigte Trommler, mal verwandelt sich das Bühnenbild in einen Zirkus oder Kostümball. Die Tänzer und Musiker führen, mit ihren roten Gitarren und Geigen, auch Theater- und Ballettszenen auf.

Der Saal tobt allerdings am Lautesten, als Swift einen Überraschungsgast auf die Bühne holt - den britischen Musiker Ed Sheeran. Mit dem 22-Jährigen singt sie seinen aktuellen Hit „I See Fire“, bekannt aus dem zweiten „Hobbit“-Film. Es ist zwar Zufall, aber irgendwie typisch für diesen Abend, dass Sheeran vor allem durch ein Markenzeichen bekanntgeworden ist: seinen roten Wuschelkopf.