Madonna über ihren neuen Film: "Ich werde oft missverstanden"

Düsseldorf. Pop-Superstar Madonna über seinen Film „W.E.“, die Leidenschaft für Perfektion und die Lust am Ruhm.

Madonna, wie haben Sie die Geschichte von Edward VIII. und Wallis Simpson für sich entdeckt?

Madonna: Als ich heiratete und nach England zog, fühlte ich mich ein bisschen wie eine Außenseiterin und hatte keine Freunde. Also beschloss ich, die für mich neue Welt zu erkunden. Das entspricht meiner Natur, erst einmal alles zu erforschen. Ich fing an, mich mit der englischen Geschichte zu beschäftigen, begann bei Heinrich VIII und endete bei den Windsors. Die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg hat mich besonders fasziniert — und die führte mich direkt zu Edward VIII. und seinen Thronverzicht.

Was berührt Sie an dieser legendären Liebe?

Madonna: Mich hat es völlig umgehauen, dass Edward, der damals der mächtigste Mann der Welt war, wirklich solch ein Opfer gebracht hat. Was für eine große romantische Tragödie! Darin wollte ich tiefer eintauchen und verstehen, warum er diese Wahl traf. Ich wollte wissen, ob es wahrhaftig solch eine große Romanze war oder nicht. War sie glücklich, war er glücklich? War diese Liebe wirklich das Opfer wert? Und gibt es das wirklich, die perfekte Liebe? Eine Frage führte zur nächsten, ein Schneeball-Effekt.

Was hat Ihre Recherche ergeben: Wurde Wallis Simpson verkannt?

Madonna: Ich glaube, sie wurde schrecklich missverstanden. Gegen Edward und sie wurde geradezu eine Hetzkampagne geführt, als er auf den Thron verzichtete und sie ins Exil gingen. Die Leute machten aus Wallis Simpson eine dunkle Hexe, die über diesen Mann einen Fluch verhängt habe. „Natürlich muss sie eine Hexe sein, denn welcher Mann würde so viel für eine Frau aufgeben?“, hieß es. Wallis Simpson wurde damals auf diese eine Dimension reduziert, die nicht wahr war und ihr nicht gerecht wurde.

Ergeht es den beiden wie vielen Stars heute: Das Image unterscheidet sich wesentlich von der privaten Person? Sich missverstanden, einsam, aber verfolgt zu fühlen — das könnte auch auf Madonna zutreffen. Identifizieren Sie sich mit Wallis Simpson?

Madonna: Ja — es ist wahr, dass ich mich auch oft von anderen missverstanden fühle. Aber zum Glück kann ich aufstehen, meine Stimme erheben und mich verteidigen. Diesen Luxus hatte Wallis Simpson nicht. Ich verteidige sie jetzt.

Werden Sie nun häufiger Regie führen?

Madonna: Ich hoffe es!

Machen Sie Filme mit derselben Leidenschaft wie die Musik?

Madonna: Ja. Ich bin von allem besessen, an dem ich arbeite. Ich bin Perfektionistin, besessen von jedem winzigen Detail! Das macht mich und andere auch völlig verrückt. (lacht) Aber nur so erhältst du am Ende ein schönes Resultat: Indem du auf jedes Detail achtest. Manchmal bin ich erstaunt, wie wenig die Menschen auf die Details achten, wie bereitwillig sie sich mit Mittelmaß abgeben. Hauptsache, man hat etwas schnell erledigt.

Ein Film ist um einiges mühevoller als ein Song und bringt Ihnen womöglich weniger ein. Warum tun Sie sich das also an?

Madonna: Auch mit meiner Musik möchte ich provozieren und inspirieren — das ist Pflicht! Aber es ist auch okay, wenn ein Song einige auch nur dazu führt, sich gut zu fühlen. Leute zum Tanzen zu bringen, ist aber keine so große Herausforderung wie zwei Liebesgeschichten aus zwei Epochen zu erzählen und zu versuchen, dem Wesen der Liebe auf den Grund zu gehen. Ein Film besteht aus so vielen Medien und Ebenen, er ist eine visuelle Kunstform.

Worin liegt für Sie der Unterschied zwischen Liebe und Besessenheit?

Madonna: Besessenheit ist, wenn man etwas beherrschen will und mit aller Macht daraus Energie ziehen will. Wenn man besessen ist, will man die Energie einer Sache oder Person für sich haben. Bei Liebe — echter Liebe — ist es anders: Da will man geben.

Edward und Wallis wurden Popstars der 30er Jahre. Sie stehen seit den 80er Jahren im Rampenlicht. Was gefällt Ihnen am Ruhm? Gefällt er Ihnen überhaupt?

Madonna: Oh ja, auf jeden Fall. Mir gefällt es, eine Stimme zu haben und gehört zu werden. Ich habe die Möglichkeit, Dinge zu sagen, die hoffentlich andere Menschen inspirieren.