Die späte Rückkehr der Beach Boys
Mit einem neuen Album meldet sich die legendäre Band zurück.
Düsseldorf. Sonne, Strand, Surfen — der Kosmos war klar umrissen: Kalifornien zählte, sonst nichts. Und dort, im Land der heißen Sommer-Träume, gab es nur eine Sache, die wichtig war: das Streben nach ewiger Jugend inmitten von „Good Vibrations“.
Wenig könnte heutzutage mehr fehl am Platze sein als das, was die Beach Boys in den 60ern als Lebensmaxime vermittelten. Kaum etwas Unmöglicheres konnte man sich vorstellen als eine Wiederauferstehung dieser uralten, vielleicht größten Popgruppe aller Zeiten.
Doch auf einmal landet da dieses Tonträger-Ufo im Hier und Jetzt: „That’s why god made the radio“. Das erste Beach-Boys-Album seit einer Ewigkeit. Und dessen Landung ist punktgenau: Platz drei der US-Billboard-Charts, Top-Ten-Album Nummer 14 im 50. Jahr nach Bandgründung. Die Welt empfängt die Totgesagten mit offenen Armen.
Dabei ist die Platte nichts Neues und eben wieder einmal dies: Die Vertonung des uralten Traums vom Paradies mit Harmoniegesang.
Die seit 1998, nach dem Tod Dennis Wilsons und dem endgültigen Ende einer längst zerfallenen Band, verbliebenen Mitglieder Brian Wilson, der am Mittwoch seinen 70. Geburtstag feiert, Mike Love, Al Jardine und Bruce Johnston haben einen Wunsch: „Wasting time on a sunny day“ (Verschwende Zeit an einem sonnigen Tag). Ihr Bekenntnis lautet nach wie vor: „We’ve got beaches in mind“ (Wir haben Strände im Kopf).
Der Unterschied: Die sonnengebräunten Boys sind keine Teens mehr, sondern Senioren. Doch das Album „That’s why god made the radio“ ist tatsächlich nicht so peinlich, wie man befürchten musste. Stücke wie „The private life of Bill & Sue“ oder „Shelter“ erinnern zwar mehr an Seniorentanztee denn an epochalen Pop.
Aber hier und da — im abschließenden Song-Dreier „From there to back again“, „Pacific coast highway“ und „Summer gone“ etwa — bricht sie sich wieder Bahn: diese Mischung aus wundervollen Melodien und sehnsüchtigen Texten, aus Lebensfreude und Melancholie. Keine Frage: Dass die Beach Boys zurück sind, revolutioniert die Welt nicht mehr. Es macht sie aber auch nicht schlechter. Es macht sie nur ein wenig sonniger.