Marlon Roudette: Die Masche mit den Filmkomödien

Mit „New Age“ gelingt Marlon Roudette der Hit für den Herbst. Mit Platz eins kennt der Brite sich aus. Als eine Hälfte von Mattafix saß er dort vor fünf Jahren schon mal.

Düsseldorf. Marlon Roudette war oft in Deutschland in den vergangenen Wochen. Videoaufnahmen, Filmpremieren, Konzerte. Immer wieder musste er London verlassen. Der Terminkalender war voll.

Das ist die logische Folge, wenn man den heimlichen Titelsong eines Kinofilms schreibt. Den eigentlichen singt Lena Meyer-Landrut. Sie hat eine neue Version von Linda Lyndells „What A Man“ (1968) aufgenommen. Passend zum Titel des Films von Matthias Schweighöfer, der vergangene Woche Platz eins der Kino-Charts eroberte.

Doch trotz Meyer-Landrut wird nur ein Lied mit Schweighöfers Streifen in Verbindung gebracht: „New Age“ — von Marlon Roudette. Der Titel ist mittlerweile im Radio-Dauereinsatz. Roudettes viele Reisen nach Berlin haben sich gelohnt.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Liedplatzierung in einer deutschen Komödie ein gutes Sprungbrett für einen Künstler ist. Bestes Beispiel: OneRepublic mit „Apologize“. Vor vier Jahren wählte Til Schweiger das Stück für den Soundtrack von „Keinohrhasen“ (2007) und verhalf den Amerikanern zum Durchbruch in Deutschland.

Nun ist es Matthias Schweighöfer, Schweigers Sidekick aus „Keinohrhasen“, der Marlon Roudette (30) einen Hit beschert.

Obwohl der Name Roudette kaum jemandem etwas sagt, ist er kein unbeschriebenes Blatt. Vor allem seine Stimme wird vielen bekannt sein. Bis vor einem Jahr war er Sänger des Duos Mattafix. Im Sommer 2006 erreichte es mit „Big City Life“ Platin-Status in Deutschland.

Zwei Alben nahmen Roudette und Preteesh Hirji zusammen auf, im vergangenen Jahr entschieden sie sich, getrennte Wege zu gehen. Es gab abweichende Vorstellungen über die gemeinsame Zukunft.

Dabei arbeiteten die beiden Musiker fast zehn Jahre zusammen. Sie trafen sich, als Roudette mit 17 Jahren aus der Karibik in seine Geburtsstadt London zurückkehrte. Der Sohn eines britischen Musikproduzenten und einer Designerin lebte viele Jahre seiner Jugend in dem Inselstaat St. Vincent und die Grenadinen vor der südamerikanischen Küste.

Es ist die Heimat seiner Mutter. Eine kleine Insel mit knapp 117 000 Einwohnern, schönen Stränden und vielen Rum-Läden. Traumhaft, aber nicht der richtige Ort, um eine Musikkarriere zu starten.

Wieder in London, lernte Roudette den indischstämmigen Hirji kennen, und wenige Jahre später standen sie als Mattafix erstmals auf der Bühne — bis zum November 2010. In den letzten Monaten des Duos arbeitete Roudette immer mehr an seinem Soloalbum. „Als ich angefangen habe, machte ich gerade sehr viel durch. Beziehungsprobleme, Liebe, Tod. All diese Gefühle musste ich irgendwie kanalisieren“, sagt der Sänger.

So verarbeitet er den Tod seiner Großmutter („The Loss“), Liebeskummer („New Age“) und die Rückkehr in die Weltstadt London („Riding Home“). Der Titel des Albums „Matter Fixed“ (Sache erledigt) ist natürlich eine Anspielung auf das Duo von früher. Er habe sich doch noch nicht ganz von dem Namen trennen können, sagt er.

Zwei Jahre schrieb er die Songs und nahm sie mit verschiedenen Produzenten wie Vada Nobles (Rihanna), Paul O’Duffy (Amy Winehouse) oder Brian West (Nelly Furtado) auf. Auch Guy Chambers (Robbie Williams) saß für ihn an den Reglern. Mit ihm schrieb Roudette „New Age“ — das Lied, das ihn aktuell immer wieder in die deutsche Hauptstadt bringt.

Als er den Titel das erste Mal im Radio hörte, war er auch gerade in Berlin. Er trainierte im Fitnessstudio: „Ich hätte das ganz cool runterspielen können, aber stattdessen bin ich wie verrückt durch den Raum gerannt und hab’ gerufen: Das ist mein Song“, schrieb er bei Facebook. Auch ein erfahrener Musiker kann sich eben noch freuen, wenn sein Lied im Radio läuft.

Welche Luftsprünge er gemacht hat, als er am vergangenen Dienstag erfuhr, dass „New Age“ direkt auf Platz eins der deutschen Single-Charts eingestiegen ist, wurde noch nicht überliefert.