Maßanfertigung für Mozart
David Fray und Jaap van Zweden feilen an Klavierkonzerten.
London/Düsseldorf. Es gibt sie noch, die gute alte Studioproduktion, bei der sich die Musiker Zeit für Gespräche und Feinabstimmungen nehmen. In Zeiten der Effizienzmaximierung setzt die Schallplattenindustrie oft auf die Veröffentlichungen von Live-Mitschnitten. Bei der Neuaufnahme zweier Mozart-Klavierkonzerte mit dem französischen Pianisten David Fray und dem Philharmonia Orchestra London unter Leitung des Niederländers Jaap van Zweden gab es Ruhe für künstlerische Maßanfertigung — mit einem wunderbar subtilen Klangergebnis. Die Aufnahmesitzungen zur CD-Produktion sind zum Teil gefilmt worden. Das Ergebnis liegt nun auf DVD vor.
Von Routine ist keine Spur, wenn David Fray und Jaap van Zweden in einem Nebenraum des Londoner Abbey Road Studios über musikalische Auffassungen diskutieren. Der junge Pianist ist der Dominantere, der vom Flügel aus belehrt, während der etwas ältere Dirigent nachdenklich zuhört fast wie ein gelehriger Schüler. Er nickt Frays vielfältige Vorschläge ab, nur manchmal spricht er ein, um manch allzu kühnen Ideenspurt in Fragen der Tempo- und Dynamik-Gestaltung etwas abzubremsen. Aber Fray lässt sich kaum aufhalten. Im Es-Dur-Konzert KV 482 fällt ihm die Nähe zum „Figaro“ auf, die es unbedingt herauszuarbeiten gelte. Van Zweden macht sich eine Notiz in die Partitur.
Dann beginnt das Zusammenspiel mit dem Orchester. Kamera und Mikrophone sind bereit. Das Philharmonia Orchestra musiziert süß und sanft, klangvoll, aber nicht zu üppig. Unterdessen beugt sich Fray beim Spielen mit dem Kopf sehr nah an die Tasten. Mit Argusaugen kontrolliert er die Bewegungen seiner Finger. Fray entlockt dem schwarz glänzenden Flügel der Marke Steinway & Sons ein vollendet schönes Klangbild, transparent, sauber, aber nicht steril, sondern emotional erwärmt. Klavier und Orchester mischen sich dabei ausgesprochen harmonisch. Man ist dabei, wie eine der feinsten Mozart-Aufnahmen der Dekade entsteht.