Mötley Crüe nehmen Abschied
Stuttgart (dpa) - Bands wie Guns 'n' Roses gibt es schon lange nicht mehr, doch eine war immer noch da - bis jetzt: Die Metal-Band Mötley Crüe („Dr. Feelgood“, „Girls, Girls, Girls“) macht Schluss.
Und zwar endgültig, wie Drummer und Skandal-Rocker Tommy Lee (53) im Interview der Deutschen Presse-Agentur betont.
In der Silvesternacht will die Band ihr allerletztes Konzert in Los Angeles geben - dort, wo alles begann. Vorher gehen die Musiker aber noch gemeinsam mit Alice Cooper in Deutschland auf Tournee.
An diesem Sonntag (8. November) treten sie in Stuttgart auf, danach noch in München (13.11.) und Düsseldorf (14.11.). Für Lee, den Ex-Mann von „Baywatch“-Rettungsschwimmerin Pamela Anderson (48), fühlt sich die Abschiedstour streckenweise an wie eine Beerdigung.
Frage: Warum haben Sie als Band jetzt beschlossen, dass es ein guter Zeitpunkt ist, um Tschüss zu sagen?
Antwort: Wir haben schon so viel erreicht und standen dann irgendwann vor der Frage, ob wir immer weiter spielen wollen oder nicht. Und dann haben wir uns entschlossen, noch eine allerletzte Abschiedstour zu geben - und das soll es dann gewesen sein.
Frage: Ihr allerletztes Konzert geben Sie in Los Angeles...
Antwort: Unsere drei letzten Konzerte geben wir dort - da, wo alles angefangen hat - und das letzte ist dann an Silvester. Das wird die fetteste Party aller Zeiten.
Frage: Wenn Sie an den Beginn Ihrer Karriere denken - haben Sie und die anderen Bandmitglieder sich sehr verändert?
Antwort: Ja, sicher. Wir haben uns alle verändert, sind älter und weiser geworden. Wir waren jetzt 35 Jahre zusammen und haben alle so viele Veränderungen erlebt. Erfolg verändert die Dinge und die Menschen, Geld verändert, Familie und Kinder verändern. Es gab so viele Veränderungen, dass es schwer ist, da etwas hervorzuheben. Alles hat sich verändert - wir als Individuen und wir als Band auch.
Frage: Und wie ist das heute auf Tour? Weniger aufregend?
Antwort: Bei dieser letzten Tour auf keinen Fall. Es dauert dieses Mal nur länger. Wenn es vorbei ist, waren wir fast zwei Jahre lang auf Tour. Es ist cool, spannend - und irgendwie seltsam.
Frage: Ist es wahr, dass Sie inzwischen getrennte Tour-Busse haben?
Antwort: Ja, das haben wir aber schon länger. Es begann, als die Leute anfingen, Kinder zu bekommen und eine Familie zu haben. Dann wurde es immer schwerer, Ehefrauen oder Freundinnen und Kinder in einen einzigen Bus zu bekommen. Das wäre ja Wahnsinn gewesen.
Frage: Ihre Karriere war immer wieder von Skandalen begleitet. Bereuen Sie etwas?
Antwort: Nein, gar nichts. Ich kann nicht auf irgendeinen Moment zurückblicken und sagen: Oh Gott, das habe ich echt verkackt. Es waren immer Momente, aus denen ich gelernt habe.
Frage: Gab es bei der Abschiedstour auch traurige Momente?
Antwort: Ja. Wir sind gerade aus Australien und Japan wiedergekommen, und zu wissen, dass wir dorthin nicht zurückkommen, ist schon ein trauriger Gedanke. Manchmal war es ein bisschen wie auf einer Beerdigung. Nach Beerdigungen schmeißen manche Menschen ja auch eine fette Party - und andere laufen herum und weinen. Es ist auf jeden Fall gemischt. Ich glaube, bei mir ist es noch gar nicht richtig angekommen, dass das Ende naht. Ich denke, ich werde es erst bei der letzten Show so richtig begreifen - wenn ich das letzte Mal von der Bühne ins Publikum schaue.
Frage: So viele Bands haben sich mit großen Tourneen verabschiedet - und sind dann doch irgendwann wieder zurückgekommen. Was macht Sie so sicher, dass das bei Mötley Crüe anders ist?
Antwort: Es wird kein Comeback geben, das verspreche ich. Das war's! Da ist jeder von uns sehr entschieden. Wenn man eine Abschiedstour macht, muss man das auch so meinen - und den Gedanken einer Abschiedstour nicht ruinieren, wie so viele andere Bands es gemacht haben. Ich kenne Bands, die seit Jahren auf ihrer verdammten Abschieds-Tournee sind.
Frage: Was sind denn Ihre persönlichen Pläne für die Zukunft?
Antwort: Erstmal will ich mindestens ein Jahr freinehmen - wenn ich so lange still sitzen kann.
Frage: Was machen Sie denn üblicherweise so in Ihrer Freizeit?
Antwort: Wenn ich nicht im Studio bin, bin ich gerne draußen. Ich schwimme im Pool herum oder fahre mit dem Rad durch die Gegend. Ich höre sehr sehr viel Musik - und ich koche sehr gerne. Nichts Verrücktes also - alles ganz einfach und normal.
Frage: Wenn Ihre Söhne auf die Idee kommen, auch Rockstars zu werden - fänden Sie das gut?
Antwort: Ich unterstütze Sie - egal, was sie machen wollen. Sie können so ziemlich machen, was sie wollen. Mein Jüngster, Dylan, ist 17 und ein absolut hervorragender Gitarrist und Klavierspieler. Mein Ältester, Brandon, ist 19 und hat gerade die High School abgeschlossen. Er liebt Musik, aber inzwischen nimmt er Schauspielunterricht. Er hat in der High School eine Hauptrolle gespielt und sich da wohl mit dem Schauspiel-Fieber infiziert. Er hat mich bei der Aufführung echt umgehauen. Ich war fassungslos. Das kam aus dem Nichts. Wo hat er das denn her?
ZUR PERSON: Seit Jahrzehnten ist der in Athen geborene Skandal-Rocker Tommy Lee (53) das wohl bekannteste Gesicht von Mötley Crüe. Seine spektakulären Schlagzeug-Soli, bei denen er auch mal kopfüber spielte, sind legendär. Hierzulande ist er vor allem darum bekannt, weil er in skandalträchtiger Ehe mit Schauspielerin Pamela Anderson verheiratet war. Sie ist die Mutter seiner beiden Söhne.