Pink-Floyd-Gründer noch einmal mit „The Wall“ unterwegs

Frankfurt/Main (dpa) - Es ist ein Drama um Krieg, Angst und Verlassenheit - und vielleicht zieht es deshalb bis heute so viele Menschen in seinen Bann: Die zentralen Themen der Pink-Floyd-Komposition „The Wall“ sind noch immer aktuell.

Im Februar 1980 machten sich die britischen Rockmusiker zum ersten Mal auf, um ihr kurz zuvor veröffentlichtes Konzeptalbum live zu spielen. Nun, mehr als drei Jahrzehnte später, tourt Bandgründer Roger Waters noch einmal damit durch Europa. Waters hatte Pink Floyd Mitte der 80er Jahre im Streit verlassen, die Rechte am Werk „The Wall“ nahm er mit. 1990 zeigte er es in einem legendären Zwischenspiel auf dem Potsdamer Platz in Berlin, um den Fall der Mauer zwischen Ost und West zu feiern.

Lange blieb es dabei, bis 2010 eine großangelegte Welttournee folgte. Im November vergangenen Jahres kündigte Waters dann für 2013 eine Neuauflage der Rockshow für große europäische Stadien an, Berlin, London, Oslo und Warschau stehen unter anderen noch auf seiner Liste. In Istanbul war er am 4. August zu Gast - und nutzte die Gelegenheit zu einer Solidaritätsbekundung mit den regierungskritischen Demonstranten in der Türkei.

Um auch richtig große Bühnen ausfüllen zu können, hat der 69-Jährige die ohnehin umfangreichen Spezialeffekte noch einmal auf den neuesten Stand gebracht, wie er auf seiner Homepage berichtet. Denn die Technik von vor 40 Jahren hätte einen Stadion-Auftritt gar nicht hergegeben, heißt es dort: „Wir hätten den Raum nicht so füllen können, dass es uns emotional, musikalisch und darstellerisch zufriedengestellt hätte. Mit den neuen technischen Möglichkeiten können wir das jetzt.“

Nun beherrscht eine riesige Videoprojektion das Geschehen. Gemeinsam mit der Musik erzählen die Animationen die Geschichte des Musikers Pink. „The Wall“ enthält große autobiografische Anteile: Waters verlor seinen Vater im Zweiten Weltkrieg, und auch Pink wird so zum Halbwaisen. In der Schule wird er gequält von Lehrern, die ihre Schüler versohlen und vor allem klein und still halten wollen - „We don't need no education“ heißt es im wohl bekanntesten Stück.

Pink baut, vaterlos und zunehmend enttäuscht vom Leben, eine Mauer um sich herum auf. Nichts mehr hören, nichts mehr sehen, nichts mehr fühlen - auf diese Weise will er sich vor Enttäuschungen schützen. Auch auf der Bühne wächst eine riesige Wand aus Kunststoff-Steinen heran. Zwischendurch verdeckt sie sogar die komplette Band, bis sie schließlich mit großem Getöse in sich zusammenkracht. Bei seinem Auftritt in Frankfurt am Main am Freitagabend sagt Waters auf der Bühne, er widme die Show allen Terroropfern weltweit - und zeigt Bilder des Irak-Kriegs genauso wie des Anschlags in New York am 11. September 2001.

Mehr als 3,3 Millionen Fans haben das etwa zweistündige Spektakel weltweit bereits gesehen, heißt es auf Waters' Homepage. Die Europa-Tournee wird noch Zehntausende weitere hinzufügen - mehr als 28 500 begeisterte Zuschauer waren es am Freitagabend allein in Frankfurt. Die nächsten Termine in Deutschland sind Berlin (4.9.) und Düsseldorf (6.9.). Wie es anschließend weitergeht, ist unklar. In Interviews hat Waters, der in Düsseldorf seinen 70. Geburtstag feiern wird, angedeutet, es könnte das letzte Mal sein, dass er „The Wall“ zeigt.

Beworben werden seine Auftritte in Deutschland als „finale Chance, das Meisterwerk live zu erleben“. Damit könnte am 21. September die Geschichte der erfolgreichen Musik-Produktion nach 33 Jahren tatsächlich zu Ende gehen - mit einem Konzert in der französischen Hauptstadt Paris.