Rosenstolz ist wie stets charmant
Pop: Ausverkauftes Konzert in der Philipshalle mit treuen Fans.
Düsseldorf. Eine kurze Frage vorweg: "Wer war noch nie auf einem Rosenstolz-Konzert?" Die Antwort der 7500 Besucher in der Düsseldorfer Philipshalle ist beeindruckend. Nur rund zwei Dutzend Hände recken sich AnNa R. und Peter Plate entgegen. Alle anderen sind Wiederholungstäter.
Und das ist auch unüberhörbar. Das Berliner Erfolgsduo nimmt seine Fans bei ihrem Konzert mit auf eine Nostalgie-Reise bis in die Anfänge der Gruppe zu Beginn der 90er Jahre. "Die öffentliche Frau" und "Schlampenfieber" beispielsweise sind gut 15 Jahre alt. Dennoch singen die Konzertgäste wortgenau mit.
Aber auch sonst herrscht hier Textsicherheit. Wann immer AnNa das Mikro Richtung Menge hält - die Verse kommen laut und deutlich. Hier zahlt sich aus, dass Rosenstolz aus dem Nichts kommen. Ohne Marketing. Ohne Musikindustrie im Rücken haben sie sich durch die Clubs gearbeitet. Die Verbindung zu ihren Fans ist alt. Und felsenfest.
Immer wieder erkennt Peter Plate in den vorderen Reihen Leute wieder, die er schon bei vielen Konzerten gesehen hat. "Es ist schön, dass ihr alle wieder da seid", ruft er. Vielleicht ist es diese Art von persönlicher Ansprache und Heimeligkeit, die das Pop-Tandem so erfolgreich macht.
Vielleicht ist es auch ihre Unangepasstheit, ihre Kraft, sich im trägen Mainstream als selbst bestimmtes Individuum zu behaupten: "Ich bin mein Haus, bin mein Licht, bin der Traum, der zu mir spricht. Ich bin der Weg auf dem ich geh´, bin die Frage, die ich nie versteh", fasst AnNa dieses Gefühl in Worte.
Ganz sicher hat der Erfolg aber auch mit dieser unwiderstehlichen Stimme der Sängerin zu tun. Dieses schöne Alt, oft leicht rotzig. Eine Stimme wie aus einer anderen Zeit. Wie gemacht für den Chanson, von dem Rosenstolz mehr bringen könnten.
Rosenstolz bieten zweieinhalb Stunden Überraschungen: Von den Anfängen bis in die Gegenwart: AnNa R. in kurzem weißen Tüllrock und schwarzer Lederjacke singt als ersten neuen Song "Kein Lied von Liebe". Dann im langen Glitzermantel schwingt sie auf einer Schaukel über die Köpfe der Zuschauer und singt dazu gefühlvoll "Unerwartet (Ein Fenster zum Himmel").
Peter Plate gibt dazu den Animateur. In schwarzer Weste und grauen Jeans reckt er immer wieder die Hand zur Hallendecke. Eine Geste, die Partylaune vermitteln soll, aber eher etwas hohl wirkt. Gut ist der 41-Jährige immer, wenn er den Pausenclown aufgibt und als Musiker auf der Bühne steht: Mit dem Akkordeon zu den leisen Tönen am Flügel.
Am Ende entlassen Rosenstolz ihre Fans nach drei Zugaben. Für die meisten ist dieses Ende nur eine Unterbrechung - bis zum nächsten Konzert.