Schwarzwaldexport Madeline Juno startet durch

Mannheim (dpa) - Madeline Juno wirkt auf den ersten Blick ganz anders, als sie sich selbst beschreibt: Die zierliche 18-Jährige macht einen lebensfrohen und glücklichen Eindruck, lacht viel.

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Doch innen drin sieht es anders aus, wie die Sängerin aus dem Schwarzwald-Städtchen Offenburg erzählt. „Ich bin einfach ein trauriger Mensch. Ich suche nach Gründen, um traurig zu sein, rede mir Dinge schlecht und mache mir Sorgen, wo ich mir keine machen muss.“ Was ihre Karriere betrifft, muss sich Maddy wohl keinen Kopf machen - entwickelt sie sich doch derzeit vom Geheimtipp zur Erfolgskünstlerin.

Derzeit fragen viele noch „Madeline wer?“, wenn ihr Name fällt. Das ändert sich wohl bald. Einen Bekanntheitsschub wird ihr der Vorentscheid für den Eurovision Song Contest (ESC) am 13. März bringen. Ihre Erwartungen schraubt die Sängerin mit den langen braunen Haaren lieber nicht zu hoch - obwohl sie mit ihrer klaren, ins Herz gehenden Stimme realistische Chancen auf eine gute Platzierung hat. „Ich weiß auf jeden Fall, dass die Konkurrenz sehr stark ist und dass ich auch nur eine kleine Newcomerin bin“, sagt sie. „Ich kann ja nur mein Bestes geben und dann hoffen, dass es gut funktioniert und den Menschen gefällt.“

Madeline Juno trifft in Köln auf Unheilig, Das Gezeichnete Ich, MarieMarie, Oceana, Santiano, The Baseballs und das Trio Elaiza. „Zum Beispiel Unheilig hat Millionen von Fans - das kann ich von meiner Wenigkeit noch nicht behaupten, aber das macht es ja so spannend.“ Obwohl die 18-Jährige so ein sorgenvoller Mensch ist, hat sie zumindest mit Lampenfieber keine Probleme, wie sie beteuert. „Aufgeregt bin ich fast nie. Ich verbiete mir das, sage "Nein, das darfst du nicht" und das klappt dann auch.“

Madeline Juno präsentiert beim ESC-Vorentscheid ihre neue Single „Like Lovers Do“, zu hören im Historienstreifen „Pompeii“. Schafft sie es an dem Abend in die nächste Abstimmungsrunde, legt sie nach mit dem Song „Error“. Viele Zuschauer dürften ihn bereits aus dem Soundtrack des deutschen Blockbusters „Fack ju Göhte“ im Ohr haben.

Taktisch klug gewählt ist auch das Erscheinungsdatum ihres gefühlvollen Debütalbums „The Unknown“: An diesem Freitag (7. März), knapp eine Woche vor dem Vorentscheid. Auf den meisten der 16 Songs besingt sie ihre verflossene große Liebe. Es sei „hoffnungsvolle, akustische, melancholische Musik“, sagt Juno. Das Album besteht aus ihren Liedern der vergangenen Jahre: „Melancholy Heartbeat“ zum Beispiel schrieb die Sängerin schon mit 14 Jahren. „Ich denke nicht gern daran zurück, weil ich einfach ein sehr depressives, trauriges Kind war. Aber es ist ja immer noch ein Teil von mir.“

Ihre Lieder entstehen vor allem in der Nacht. „Ich bin ein sehr nachtaktiver Mensch und immer sehr lange wach“, erzählt die Newcomerin, die einen Plattenvertrag bei Universal ergattert hat. „Wenn alle schlafen und ich so reduziert auf mein eigenes Dasein bin, dann wacht alles Emotionale in mir auf.“ Passend zu ihrer Liebe zur Nacht hat sie sich vier Eulen auf den Unterarm tätowieren lassen.

Seit dem Sommer verbringt sie die meisten Nächte in ihrem neuen Wohnort Mannheim, ganz in der Nähe der Talentschmiede Popakademie. Hier passt sie eher hin als in die Enge ihrer Heimatstadt Offenburg. „Als Kind habe ich es regelrecht gehasst - ich habe immer gedacht, mein Traum wird dort nicht wahrgenommen.“ Von einer Karriere als Sängerin habe sie zwar dort schon geträumt, aber nie zu hoffen gewagt, dass es klappen könnte. Ganz überzeugt scheint Maddy noch immer nicht zu sein: „Bin ich so erfolgreich? Ich weiß nicht.“ Nächste Woche wird sie eine Antwort haben - und vielleicht ja sogar im Mai zum ESC nach Kopenhagen fahren.