Spannende Frage: Wie geht es weiter in Bayreuth?

Bayreuth (dpa) - Die Bayreuther Festspiele müssen sich einer wichtigen Zukunftsfrage zuwenden: Wer leitet das international bekannte Festival von 2015 an? So lange laufen die Verträge der Chefinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier.

Während ihr Vater Wolfgang Wagner noch mit einem Engagement auf Lebenszeit ausgestattet war, bekamen die Töchter 2008 lediglich einen Intendantenvertrag mit der üblichen Laufzeit von sieben Jahren.

Bei dem Thema halten sich die Wagner-Halbschwestern bedeckt. Die Verhandlungen seien bald zu führen, ließ sich Katharina Wagner vor wenigen Monaten in einem Interview entlocken. Ein weiteres Engagement hänge von den Vertragsbedingungen ab.

Die Festspiele enden an diesem Mittwoch (28. August). Das Führungsduo dürfte zufrieden sein: Der neue „Ring des Nibelungen“ in der Regie von Frank Castorf hat für hitzige Debatten gesorgt: Es gab begeisterte Reaktionen nach der Inszenierung - und es gab wütende Proteste nach der Premiere des ersten Zyklus.

Ein purer Glücksgriff der Schwestern war der Berliner Volksbühnen-Intendant sicher nicht, dazu gab es zu viele Unschärfen in der Inszenierung und auch zu viele kritische Stimmen. Aber Castorf hat vor der Mammutaufgabe, zum 200. Geburtstag Richard Wagners den „Ring“ ausgerechnet in Bayreuth neu zu aufzulegen, nicht kapituliert.

Dass Kirill Petrenko als musikalischer Leiter der Tetralogie gefeiert wurde, ist nicht dem Gespür der Intendantinnen zuzurechnen - der Maestro aus Russland war bereits von Wolfgang Wagner auf den Grünen Hügel gelotst worden.

Was also können die Schwestern in die Waagschale werfen, wenn es in die Gespräche um die Vertragsverlängerung geht? Die „Tannhäuser“-Produktion, mit der im kommenden Jahr die Festspiele beginnen, findet nach wie vor kein großes Gefallen. Immerhin sind die unschönen Besetzungsprobleme aus der Premierensaison 2011 gelöst. „Lohengrin“ mit Klaus Florian Vogt und Annette Dasch dagegen ist längst ein Dauerbrenner. „Der fliegende Holländer“ plätschert so dahin.

Die Kinderoper, zum Antritt der Chefinnen eingeführt, ist immer noch ein Erfolg. Verabschieden mussten sich die Bayreuther allerdings wieder vom Public Viewing. Hauptsponsor Siemens sprang ab, die kostenlose Übertragung einer Wagner-Oper auf Großbildleinwand auf dem Volksfestplatz lässt sich nicht mehr finanzieren. Stattdessen kommt Wagner deutschlandweit ins Kino. Die Festspiele hatten wegen der Kartenvergabe Ärger mit dem Rechnungshof; dem maroden Festspielhaus steht eine millionenschwere Sanierung bevor. Pläne für eine neue Probebühne landeten ganz schnell wieder in der Schublade. Das zu Wagners 200. ausgerichtete Geburtstagsfest am 22. Mai geriet seltsam emotionslos. Es läuft nicht alles reibungslos im Festival-Getriebe.

Auffällig ist jedoch, dass Gesellschafter der Festspiel-GmbH den Schulterschluss suchen: So nahm Bayerns Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) eigens an der Auftakt-Pressekonferenz der Festspiele teil, um zu versichern, dass der Freistaat das Festival weiter unterstützt.

Auch die mächtigen Mäzene der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth scheinen sich - nach anfänglichen Dissonanzen - mit den Hügel-Chefinnen arrangiert zu haben. „Man muss sich aneinander gewöhnen, das ist uns ganz gut gelungen. Wir sind im intensiven Austausch mit der Festspielleitung“, versichert der Vorsitzende Georg von Waldenfels. Er hofft, dass noch in diesem Jahr eine Entscheidung über die künftige Führung getroffen werden kann. Weitere Gesellschafter sind der Bund und die Stadt Bayreuth.

Bleibt die Frage: Wer stünde sonst zur Verfügung? Cousine Nike Wagner, die noch 2008 eine Bewerbung um die Festspielleitung abgegeben hatte, beginnt 2014 als Intendantin des Bonner Beethovenfestes. Dirigent Christian Thielemann ist musikalischer Berater der Festspiele und dürfte kaum Ambitionen haben, den Platz im Orchestergraben mit einem Schreibtisch-Posten zu tauschen.

Denkbar wäre die Variante, dass die inzwischen 68 Jahre alte Eva Wagner-Pasquier sich zurückzieht und ihrer 35 Jahre alten Halbschwester das Feld komplett überlässt. Wie auch immer entschieden wird - Katharina Wagner wird auch über 2015 hinaus am Grünen Hügel präsent sein. In zwei Jahren inszeniert sie „Tristan und Isolde“ neu.