Bayreuth am Rhein bei der Opern-Gala

Camilla Nylund und Andreas Schager wurden gefeiert. Götz Alsmann führte durch den Abend.

Foto: Susanne Diesner

Düsseldorf. Bayreuth war bei dieser Opern-Gala so nah wie selten in Düsseldorf. Denn mit Camilla Nylund und Andreas Schager standen zwei Sänger auf der Bühne, die längst den Wagner-Olymp bei den Bayreuther Festspielen erklommen haben. Die finnische Operndiva ist zwar ein bekanntes Gesicht in der Rheinoper, wurde sie doch hier im Oktober 2017 gefeiert - bei ihrem Debüt als Marie in Alban Bergs „Wozzeck“, in der spektakulären Regie von Stefan Herheim. Nun eröffnete die großgewachsene Blonde das Freundeskreis-Gala-Konzert als „Tannhäuser“-Elisabeth. Und damit in der Rolle, die sie lange Jahre, seit 2011, auf dem Grünen Hügel gesungen hat.

Das Außergewöhnliche: Die beiden Wagner-Spezialisten zeigen im zweiten Teil, dass sie auch das leichtere Fach beherrschen. Beim Österreicher Schager kein Wunder, begann doch seine Karriere 2000 als Operettentenor in Krefeld. Zunächst also Wagner, dramatisch gespielt von den aufblühenden Duisburger Philharmonikern unter GMD Axel Kober. „Da müssen sie erstmal durch, bevor sie sich bei Lehár und Kálmán erholen können“, ermuntert Entertainer Götz Alsmann, der, als Meister der Selbst-Inszenierung, launig, laut und aufgekratzt den Abend moderiert. Gewürzt mit reichlich Anekdoten und (manchmal platten) Witzchen.

„Dich teure Halle grüß’ ich wieder“- diese Arie beginnt Nylund aufgeregt, bebt vor Freude und ist sofort in der Rolle der Tochter des Reichsgrafen Hermann. Sie betritt den Saal, der mit den schönsten musikalischen Erlebnissen verbunden ist. Und in dem sie den Sänger Tannhäuser hören soll, den sie liebt. Mit Feuer und Flamme zelebriert die Finnin die Arie, mit ausladendem und glühendem Sopran. Eine Wohlfühl-Stimme, bei der sich der Genießer, auch in den hohen Registern, zurücklehnen kann: Nylund vermeidet jede Schärfe und routiniert die gesangstechnischen Tücken dieser Partie. Sie singt behutsam, aber mit voller Kraft, schont sich keine Sekunde.

Genauso wenig wie Andreas Schager als Tannhäuser. Schager, der im Sommer als „Parsifal“ wieder auf Bayreuther Brettern stehen wird, gibt im Duett „O Fürstin“ den leidenschaftlichen Tannhäuser - eine Rolle, in der er seit 2015 an internationalen Opernadressen gastiert. Erstaunlich ist, wie selbstverständlich und spielerisch sein strahlender und stählerner Tenor aufdreht. Und in Sekunden bei 180 Volt landet. Mit metallischer Kraft mimt er den Tannhäuser eher als in Gipfelstürmer denn als zweifelnden Liebhaber. Er turnt ohne Netz, schmettert die hohen Töne nur so raus und sendet sie, volle Kraft voraus, in die Rheinopern-Kuppel. Angesichts dieser akustischen Belastung droht sich Letztere zu heben. Anlässlich der maroden Bausubstanz des Opernhauses - nicht ganz ausgeschlossen.

Dem Affen Zucker gibt Schager noch einmal bei Siegmunds berüchtigten „Wälse“-Rufen (im Liebes-Duett Siegmund und Sieglinde in „Walküre“). Hier hat GMD Axel Kober Schager im Blick und wartet darauf, wie viele Sekunden er den Fortissimo-Ruf wohl halten wird. Es scheint, als wolle auch er beim Rekord-Wettstreit heutiger Heldentenöre mitmischen. Ganz schön lang hält er ihn jedenfalls. Und ganz schön laut. So dass er und Nylund den verdienten Jubel einheimsen.

Der Wechsel zu Lehárs „Land des Lächelns“ und „Giuditta“ und Kálmáns „Csardasfürstin“ gelingt den beiden, wenn auch nicht ohne dramatisches Volumen. In der Mittellage nehmen sich beide zurück, verwöhnen aber mit leichten, verschwenderischen Höhen in den Nummern zum Mitsummen. Zeigen viel Emotion; denn um Liebelei geht’s in den Ohrwürmern, worum sonst? Um ernste oder heitere. „Dein ist mein ganzes Herz“, „Freunde, das Leben ist lebenswert“ oder im Duett „Tanzen möcht’ ich“. Trotz gesangstechnischer Hürden, die sie im Vorbeigehen nehmen, scheinen diese Arien wie Balsam für ihre Stimmbänder, die sie bei den Wagner-Gesängen doch extrem fordern mussten. Jubel und Blumen für Nylund, Schager, Alsmann, Duisburgs exzellente Philharmoniker und Axel Kober.