Ballettchef Martin Schläpfer verlässt Düsseldorf

Aus dem Teil-Rückzug wird ein Komplett-Abschied: Martin Schläpfer, der das Ballett der Rheinoper zu viel Ruhm geführt hat, übernimmt nun den Posten in Österreich. Es bahnt sich eine schwierige Nachfolger-Suche an.

Foto: Gert Weigelt

Düsseldorf. Die Oper am Rhein steht vor einem großen Umbruch und muss einen deutlichen Bedeutungsverlust ihres Balletts fürchten. Ballettdirektor Martin Schläpfer wird nicht wie bisher angenommen weniger in Düsseldorf arbeiten, sondern die Stadt im Sommer 2020 ganz verlassen. Sein neuer Posten ist noch einmal ein Lob für Düsseldorf und seine Kompagnie: Schläpfer wird Chef in einer der weltweit bedeutendsten Opernhäuser in Wien. Sie ist bisher weniger berühmt für Ballett oder innovative Tanzproduktionen. Der 59-Jährige hatte zuvor mehrfach Angebote ausgeschlagen, so war er etwa in Berlin im Gespräch.

Erst im Winter hatten Schläpfer und die Rheinoper vereinbart, dass der Schweizer ab diesem Sommer als „Choreographer in Residence“ arbeitet. Das bedeutet, dass Schläpfer für die Compagnie nur noch begrenzt zur Verfügung steht und nur noch eine Uraufführung pro Spielzeit auf die Bühne bringen soll. Ihm steht deshalb Remus Sucheana als Ballettdirektor zur Seite. Diese ursprünglich bis 2024 geplante Aufgabenteilung endet nun schon in zwei Jahren.

Opern-Chef Christoph Meyer will die Nachfolge in Ruhe regeln. Das spricht dafür, dass er einen Kandidaten sucht, der sowohl als Chef-Choreograph als auch Ballettdirektor fungiert. Das spricht auch dafür, dass er einem aufstrebenden Choreografen eine Chance geben wird. Oberbürgermeister Thomas Geisel unterstützt einen solchen Ansatz: „Stars werden bei uns nicht gekauft, Stars werden bei uns gemacht.“

Die Nachricht vom baldigen Abschied wurde gleichermaßen mit Bedauern und Verständnis aufgenommen. Die Leiterin des Tanzhaus NRW, Bettina Masuch, lobt, dass Schläpfer mit Konventionen des klassischen Tanzes sehr frei umgegangen sei. Das könne an den unterschiedlichen Tänzerpersönlichkeiten in seiner Kompagnie erkennen. „Es geht nicht in erster Linie um einen perfekten Körper. Ich finde, das hat man beim ,Schwanensee’ hervorragend gesehen.“ Carla Gerlach von den Grünen versteht die Entscheidung: „Ich finde es für eine künstlerische Laufbahn okay, dass man irgendwann sagt: ich muss jetzt auch mal was Neues machen.“