Viel Jubel für Beatles-Musical „Backbeat“

Hamburg (dpa) - Hamburg gilt als die entscheidende Phase in der Entwicklung der Beatles. Nach ihrer Ankunft 1960 im Amüsierviertel rund um die Reeperbahn stehen die jungen Musiker im schmuddeligen Lokal „Indra“ auf der Bühne - spielen jeden Abend vor allem vor Prostituierten und deren Freiern.

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Vom Weltruhm können die „Pilzköpfe“ zu dieser Zeit nur träumen. Das Musical „Backbeat“, das am Sonntag in Hamburg im Altonaer Theater deutsche Erstaufführung feierte, nimmt die Zuschauer mit auf eine musikalische Zeitreise in die Anfangszeit der „Fab Four“. Die dreistündige Inszenierung setzt auf viel Rock'n'Roll und Klamauk - und traf damit den Geschmack des Premierenpublikums.

Ein glitzernder Vorhang und eine Bühne für die „Pilzköpfe“ - diese einfache Ausstattung für Stationen in Liverpool oder Hamburg ändert sich während der gesamten Vorstellung nicht. Um den Sound der Beatles möglichst gut zu vermitteln, besorgte sich das Theater Instrumente und Verstärker aus den 1960ern. Begeistert wippen die mehr als 500 Zuschauer mit, wenn Klassiker wie „Twist and Shout“ oder „Love Me Do“ erklingen. Das Stück ist dabei kein klassisches Musical, denn die Dialoge werden nicht gesungen. Grundlage der Bühnenversion, bei der Franz-Joseph Dieken Regie führt, ist ein gleichnamiger Film aus dem Jahr 1994.

Bei ihrer Ankunft aus England hatte die Band noch fünf Mitglieder: John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Pete Best und Stuart Sutcliffe. Um die Geschichte der Band einmal aus einer anderen Perspektive zu beleuchten, stellt die Aufführung den „fünften Beatle“ Stuart in den Mittelpunkt. Der damals 20-Jährige verliebte sich in die Fotografin Astrid Kirchherr, die den Beatles ihr Markenzeichen, die weltweit kopierten Pilzköpfe, verpasste. In diesen Rollen überzeugen David Nadvornik und Uta Krüger. Immer wieder kommt es zu Konflikten mit John Lennon (Eiko Keller), der nicht verstehen kann, dass sich sein bester Freund mehr für Malerei und seine Freundin als für Musik interessiert.

Im Unterschied zum Film setzt die Bühnenversion jedoch vor allem in der ersten Hälfte auf viele - meist vorhersehbare - Gags mit schrägen Kiez-Figuren, skurrilen Tanzeinlagen und schlüpfrigen Anspielungen. Für einen Überraschungsmoment sorgt ein Schauspieler als „Indra“-Gast Norbert, denn mit einer Flasche Bier in der Hand sitzt er plötzlich mitten im Publikum und beschimpft die spärlich gekleidete Tänzerin auf der Bühne. Die klettert in ihrer Wut flink an den Zuschauern vorbei über die Sitze, um den Betrunkenen zu stoppen. Großer Applaus für die turbulente Szene.

Erst nach der Pause wird die Inszenierung etwas ruhiger. Die parallelen Handlungen auf der Bühne symbolisieren gut die größer werdende Distanz zwischen Stuart und dem Rest der Band. Während die Musiker endlich einen Plattenvertrag ergattern und mit Tony Sheridan „My Bonnie“ aufnehmen dürfen, ist Stuart lieber bei Astrid. Untermalt von den Klängen seiner Bandkollegen spricht er von seiner Zuneigung für die Frau. „Ich wollte nie ein berühmter Beatle werden“, sagt Stuart und bleibt bei Astrid in der Hansestadt. Doch das Ende der jungen Liebe ist dramatisch. Mit nur 21 Jahren stirbt der „fünfte Beatle“ an einer Hirnblutung.