Zum Amtsantritt von Donald Trump Robert North: „Er wirkt wie ein Comedian, der seine Show aufführt“

Der Amerikaner Robert North fürchtet, dass der neue US-Präsident Donald Trump die Gesellschaft verändern wird: Egoismus und Diskriminierung geben den Ton an.

Der Amerikaner Robert North fürchtet, dass der US-Präsident Donald Trump die Gesellschaft zum Negativen verändern wird.

Foto: Matthias Stutte

Krefeld. Robert North, Ballettdirektor am Theater Krefeld/Mönchengladbach, ist US-Amerikaner und Weltbürger. Als Tänzer und Choreograf hat der 71-Jährige schon in vielen Ländern gelebt und gearbeitet.

Mister North, was halten Sie von Donald Trump?

Robert North:
Ich zähle nicht zu seinen Bewunderern und hätte auch nicht gedacht, dass er Präsident werden würde. Er wird kein guter Präsident sein, aber er ist gewählt worden. Und in einer Demokratie muss man den Willen des Volkes respektieren.

Was erwarten Sie von seiner Präsidentschaft?

North:
Ich hege keine großen Hoffnungen. Er plant extreme Maßnahmen wie Mauern bauen oder Immigranten fortschicken und stellt bewährte Bündnisse infrage. Meine Hoffnung ist, dass das Parlament seine Vorhaben blockiert, wenn er sie wirklich umsetzen will.

Rechnen Sie mit einem Impeachment, also einer Amtsenthebung?

North:
Nein, er wird die vier Jahre machen. Aber der Kongress oder das Volk könnten ihn davon abhalten, zu viel zu zerstören.

Wie erklären Sie sich diese Wahl?

North:
Die Menschen hatten das Gefühl, dass die Regierung sie vergessen hat. Viele sind arbeitslos, die gut bezahlten Jobs sind weg. Andere Länder produzieren billiger. Sie haben ein Recht, wütend zu sein. Das gleiche ist in Großbritannien passiert. Die Konsequenz war der Brexit. Aber das ist kein Grund für Rassismus oder einen Austritt aus der Nato. Trump ist nicht die Antwort.

Sehen Sie auch irgendeinen positiven Aspekt?

North:
Vielleicht bewirkt Trump etwas Positives für die Wirtschaft. Das hoffte man auch, als in Italien mit Silvio Berlusconi ein Geschäftsmann die Regierung übernahm. Aber die Erwartungen wurden nicht erfüllt.



Wie wird der Einfluss von Trump auf die US-Gesellschaft sein?

North:
Schlecht. Dieser Mann appelliert an die niedrigsten Instinkte — Chauvinismus, Egoismus, Diskriminierung, Menschenverachtung. Wir alle haben diese dunklen Seiten tief in uns verborgen, aber wir kämpfen dagegen an. Wenn aber eine Regierung sie vorlebt, wo soll das hinführen? Obama verkörperte genau das Gegenteil. Er war ein guter Präsident. Wenn Menschen unterschiedlicher Nationen und sexueller Orientierungen Teil des Lebens sind, wird es Normalität. Vorurteile entstehen aus Angst. Es ist schön, in einer offenen Gesellschaft zu leben mit Menschen aus unterschiedlichen Nationen.

Dabei hat Obama sich sehr darum bemüht, Brücken zu bauen ...

North:
Ja, aber die Vereinigten Staaten sind in dieser Hinsicht immer noch rückständig. Man darf nicht vergessen, dass die Sklaverei erst 1865 abgeschafft wurde und die Rassentrennung 1964. Die Integration ist noch immer ein Problem.

Befürchten Sie einen Handelskrieg mit China?

North:
Ja, das bereitet mir Sorgen. Genauso wie seine künftige Beziehung zu Russland, die sehr undurchsichtig ist und bei der man auch noch abwarten muss, was sie beinhaltet. Aber noch weiß niemand, was Trump wirklich konkret vorhat. Hoffentlich sind die Chinesen vernünftiger als er.

Welche seiner erklärten Absichten ist für Sie die schlimmste?

North:
Sie sind alle ziemlich übel. Für mich persönlich ist das Schlimmste, dass er nicht wirklich zu wissen scheint, was er da sagt. Er wirkt auf mich wie ein Comedian, der eine Show aufführt. Auch seine Art, sich über soziale Medien an die Öffentlichkeit zu wenden, finde ich beängstigend. Aber mindestens genauso beängstigend finde ich den Umstand, dass ein großer Teil der Bevölkerung der Vereinigten Staaten ähnlich denken und fühlen muss. Hoffentlich ist das alles nur temporär. Der Wunsch nach einer Veränderung in der politischen Landschaft ist nachvollziehbar, aber ich bezweifle doch sehr, dass dies der richtige Weg ist.