Interview Schmitzefrei – Erholung vom Alltag

Ralf Schmitz geht im kommenden Jahr wieder auf Tournee. Im Interview verrät er, worauf sich die Zuschauer freuen dürfen.

Foto: Robert Recker

Herr Schmitz, Ihr neues Programm heißt „Schmitzefrei“. Was dürfen sich unsere Leser thematisch darunter vorstellen? Es erinnert beim ersten Hören an alte Schulzeiten und das sehnlichst erwartete Hitzefrei?

Ralf Schmitz: Ja, das ist nah dran. Es geht um Urlaub und die Reisezeit, die in diesem Jahr ein wenig mau ausgefallen ist. Umso weniger wir in der echten Welt reisen dürfen, umso mehr möchte ich meine Zuschauer für zwei bis drei Stunden mit auf eine virtuelle Reise nehmen. Und natürlich geht es auch ums Hitzefrei, wie in der Schule. Ich bin den Besuchern quasi dabei behilflich, sich eine echte Auszeit zu gönnen, ihr eigenes Hitzefrei vom Alltag. Die Show wird wie immer eine Mischung aus meinem vorbereiteten Programm und Impro-Comedy sein. Das heißt, ich beziehe die Zuschauer mit ein. So spiele ich zum Beispiel einen Tag im Urlaub eines Zuschauers nach. Der Zuschauer darf mir nur mit Geräuschen zu erkennen geben, ob ich richtig oder falsch liege. Ich muss sehr spontan reagieren, ohne den Tag zu kennen, den ich nachspielen muss. Im vorbereiteten Teil schlüpfe ich unter anderem in die Rolle eines Vaters, der 14 Stunden mit seiner Familie mit dem Auto aus Süditalien nach Hause fährt. Inklusive aller Klischees von „Wann sind wir da?“ bis zu „Mir ist schlecht“. Am nächsten Tag ist er dann mit Kollegen im Auto unterwegs und behandelt diese wie seine Familie, weil er noch in der Situation gefangen ist. Die Szene hat mir im Kopf und beim Ausarbeiten sehr viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass sie auch meinem Publikum viel Spaß macht.

Vor allem für den improvisierten Teil ihrer Show sind Sie auf Ihre Zuschauer als Stichwortgeber angewiesen. Woher wissen Sie, dass Sie den „richtigen“ Zuschauer erwischen? Hatten Sie schon einmal jemanden, der gar nicht mitgemacht hat?

Schmitz: Ich glaube, das ist mir in 20 Jahren nur ein einziges Mal passiert – die Dame war einfach zu aufgeregt und hat einfach kein Wort herausgebracht. Ansonsten gibt es immer wieder einmal Menschen, die etwas zu wenig agieren, und solche, die zu viel machen. Spaß macht mir beides – denn beides ist eine Herausforderung. Das ist es, was ich so liebe. Je weniger ein Gast macht, desto mehr muss ich ausfüllen. Gibt jemand hingegen zu viel Gas, wird das auch lustig, aber anders lustig. Ich versuche den Zuschauern immer zu vermitteln, dass es nicht darum geht, dass sie liefern müssen. Sie haben schließlich eine Karte gekauft und wollen unterhalten werden. Im Gegenteil, sie sollen mir das Leben so schwierig wie möglich machen.

Bei Ihren Scherzen besteht für die Zuschauer ein hoher Wiedererkennungswert. Kaum jemand, der nicht schon einmal irgendwelche Pannen im Urlaub erlebt hat. Ist das gewollt oder sind sich die Erlebnisse der meisten Menschen tatsächlich so ähnlich, dass die Zuschauer und der Comedian auf der Bühne sich darin kaum unterscheiden?

Schmitz: Ich glaube, tatsächlich letzteres. Die Menschen sind sich einfach ähnlich. Mir passieren mehr oder weniger dieselben Dinge, wie anderen Menschen auch. Nur dass ich dann versuche, sie zu pointieren und eine Geschichte daraus zu machen. Das bringt mein Beruf mit sich. In der Komik ist es immer gut, wenn ein Teil Wahrheit mit hineinspielt und auf eigenen Erfahrungen beruht. Natürlich überhöht man die Geschichten um auf die Pointe hinzuarbeiten. Zum Beispiel erzähle ich davon, dass ich mich nach mehreren Tagen im selben Hotelzimmer während einer Tour beim Wechsel in die nächste Stadt im Hotel nicht mehr zurechtgefunden habe. Statt ins Badezimmer bin ich auf den Hotelflur getreten. Geweckt hat mich die Flurbeleuchtung, die durch den Bewegungsmelder eingeschaltet wurde. Leider war mein Fuß zu spät dran und ich habe die Zimmertür nicht mehr daran hindern können, ins Schloss zufallen. Nun stand ich sehr, sehr dürftig bekleidet auf einem Hotelflur und ich kann nur so viel sagen: Es gab kein Etagen-Telefon.

Was ist schwieriger? Ein Programm zu gestalten oder das Improvisieren?

Schmitz: Das kann man so gar nicht vergleichen. Ich liebe beides. Für das vorbereitete Programm in Rollen schlüpfen, die Charaktere zu überspitzen, das macht sehr viel Spaß. Die Improvisation hingegen fordert den Kopf und das Talent. Sie beinhaltet eine große Authentizität, weil sie nah dran ist am echten Leben. Sie befördert den echten Charakter nach außen. Man spürt die Eigenarten eines Menschen, ob jemand draufgängerisch ist oder schüchtern. Das kann man auch nicht kontrollieren. Umso schöner ist es, weil es sehr viel Nähe zum Publikum herstellt. Impro macht unfassbar viel Spaß.

Schmitz‘ Katze, Schmitzenklasse, Schmitzophren, Schmitzeljagd und jetzt Schmitzefrei – wann wurde Ihnen eigentlich bewusst, dass sich Ihr Nachname hervorragend für Wortspiele eignet?

Schmitz: Es ist mir früher niemals in den Sinn gekommen, dass sich der Name Ralf Schmitz für irgendetwas besonders gut eignet. Außer dass er kurz ist und einprägsam ist. Für meine erste Tour hatte ich nach einem Titel gesucht und mir fiel der Zusammenhang zwischen Witz und Schmitz auf. Da habe ich dann meine erste Liste mit Wortspielen gemacht. Es hat sich einfach so ergeben. Ich denke immer wieder, dass ich bald alles ausgereizt habe. Aber irgendwie ergibt sich immer ein Wortspiel, das ich noch nicht hatte.

Aufgrund von Corona hat die Kulturbranche sehr gelitten. Sie haben sich für die kommende Tour in Absprache mit den Veranstaltern für 2G entschieden. Wie fühlt es sich für Sie als Künstler an, unter Pandemiebedingungen auf die Bühne zu gehen zu dürfen?

Schmitz: Dürfen trifft es sehr gut. Es ist derzeit eine schwierige Situation. Man muss abwarten, schauen wie es sich entwickelt. Durch die G-Regeln haben wir nun ein Instrument an der Hand, mit dem sich die Veranstaltungen ein wenig steuern lassen. So dürfen wir wenigstens wieder auftreten. Und das ist die Hauptsache: Wir dürfen wieder. Ob 2G oder 2Gplus, ob mit Maske oder ohne. Manches mag umständlich und lästig sein, aber ich bin mir sicher, dass fast alle Künstler und ein Großteil der Zuschauer einfach froh sind, zu sagen: Wir dürfen wieder.

Sie werden ab und zu auch als Duracell-Hase bezeichnet – wie laden Sie ganz persönlich Ihre Batterien wieder auf?

Schmitz: An der Steckdose. Nein, im Ernst: Zum einen in den Momenten auf der Bühne. Der Applaus, das Lachen, die Reaktionen des Publikums – das gibt mir Power und dadurch laden sich auch meine Batterien wieder auf. Etwas anderes ist das, wenn man nach mehreren Tagen auf Tour auch körperlich müde ist. Dann helfen klassische Dinge wie ein gutes Buch, ein Film, Musik oder Freunde zu treffen.

Zu guter Letzt: Minka hatte ein eigenes Programm. Bekommt Hildegard auch noch eines?

Schmitz: Ich arbeite tatsächlich daran. Ob und wann das Programm dann wirklich kommt, wird die Zukunft zeigen. Hildegard ist zumindest ähnlich durchgeknallt wie Minka, wenn auch auf eine ganz andere Art. Mich als Besitzer freut das natürlich sehr. Aber was heißt bei einer Katze schon Besitzer? Hildegard hat ja auch einen eigenen Insta-Account. Wobei ich finde, sie könnte da schon ein bisschen mehr machen. Da müsste ich wohl noch einmal mit ihr reden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Termine & Infos: In der Region tritt Ralf Schmitz am 22. September 2022 in der Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf sowie am 24. September in der Krefelder Yayla-Arena auf. Um allen eine sichere und unbeschwerte Veranstaltung zu ermöglichen, wird der Zutritt für die Tourtermine im 1. Halbjahr 2022 mit dem Mindeststandard 2G möglich sein. Das heißt, ausschließlich nachweislich geimpfte oder nachweislich genesene Personen erhalten Zutritt zur Veranstaltung. Für alle darüber hinausgehenden Termine wird die Entscheidung auf Basis der dann herrschenden Lage getroffen und entsprechend bekannt gegeben. Wer unsicher ist, welche Regelung gilt, kann sich direkt an die Veranstaltungshalle wenden.

Tickets für die Show gubt es unter www.eventim.de