Stiftungen helfen der Kultur aus der Finanznot

Der Chef des Klavierfestivals Ruhr im Interview über Perspektiven.

Essen. Festivals, Konzert- und Schauspielhäuser kämpfen bundesweit um ihre Etats. Die Gründung von gemeinnützigen Stiftungen könnte ein wirkungsvolles Mittel gegen die Finanznot in der Kultur sein, sagt der Chef des Klavierfestivals Ruhr, Franz Xaver Ohnesorg.

Herr Ohnesorg, vor einem Jahr hieß die Schlagzeile „Sponsoren drehen Klavierfestival den Hahn zu“. Wie ist die Situation heute?

Ohnesorg: Ziemlich gut. Unsere Grundfinanzierung durch den Initiativkreis Ruhr wurde zwar um ein Viertel gekürzt. Doch wir haben eine Bank als Gründungsstifter gewonnen. Auch die bisher 87 Mitglieder unseres internationalen Gründerkreises spenden namhafte Beträge.

Wo liegen die Vorteile der Stiftung?

Ohnesorg: Starpianisten lassen sich nicht von heute auf morgen verpflichten. Der Planungsvorlauf erfordert oft mehrere Jahre; unsere Finanzierung wurde bislang aber nur für jeweils ein Jahr im Voraus festgelegt. Mit unserer Stiftung habe ich nun mehr Planungssicherheit.

Reicht denn das Geld?

Ohnesorg: Wir genießen als gemeinnützige Stiftung den Vorteil der Steuerfreiheit. Zudem ist es für eine gemeinnützige Stiftung leichter, Geld von anderen Stiftungen zu bekommen, wie wir es dankenswerter Weise für zwei Jahre als Anschubhilfe von der Kunststiftung NRW erhalten haben. Insgesamt rechnen wir 2011 mit einem Etat auf Vorjahreshöhe, rund 1,3 Millionen Euro.

Und dauerhaft?

Ohnesorg: Ich bin mir sicher, dass wir bereits im ersten Jahr die notwendigen Rücklagen bilden und den Kapitalstock erhöhen können. Doch natürlich braucht es einen langen Atem, bis der Stiftungsstock groß genug ist, um von den Zinsen zu leben. Das wird 10 bis 15 Jahre dauern. Wir sind zuversichtlich, das zu schaffen. Wie erfolgreich eine Stiftung sein kann, sieht man nicht zuletzt beim Schleswig-Holstein Musik Festival.

Helfen gemeinnützige Stiftungen der Kultur insgesamt aus der Finanzmisere?

Ohnesorg: Ich glaube, ja. Das ist ein Zukunftsmodell, weil es Hilfe zur Selbsthilfe bedeutet.

Das Klavierfestival Ruhr bietet vom 6. Mai bis 22. Juli gut 60 Konzerte.