Wallraff-Richartz-Museum: Akt aus rosa-weißem Marzipan

Der Modeschöpfer Lacroix gestaltet eine pompöse Cabanel-Schau.

Köln. Die Ausstellung „Alexandre Cabanel — Die Tradition des Schönen“, die das Wallraf-Richartz-Museum mit dem Musée Fabre in Montpellier ausrichtet, hat gut 60 Werke versammelt, die Christian Lacroix auf angemessen pompöse Weise inszeniert.

Der Stardesigner hat in den späten 80er und frühen 90er Jahren Rüschen, Schleifen und den Ballonrock für die Haute Couture wieder-erfunden und gerade die Kostüme für „Aida“ an der Kölner Oper entworfen. Seinen Lieblingsmaler hat er im Museum ähnlich glanzvoll und theatralisch in Szene gesetzt: mit gemustertem Teppich und seidigen Wänden, farblich auf die Bilder abgestimmt.

Publikumslieblinge sind heute allerdings vor allem diejenigen Künstler des 19. Jahrhunderts, die seinerzeit von der Jury des Pariser Salon abgelehnt wurden, weil sie in ihrer Malerei zu sehr von der klassischen akademischen Tradition abwichen. Das war im 19. Jahrhundert freilich anders. Damals hatte ein konventionell malender Künstler wie Alexandre Cabanel (1823-1889) einen derart durchschlagenden Erfolg, dass an seiner Karriere kein Zweifel bestehen konnte.

Cabanel studiert bereits mit 17 Jahren an der Pariser Akademie, gewinnt mit seinen technisch perfekten Bildern Preise und Stipendien, stellt 1844 erstmals im Salon aus. Da ist er gerade 21.

Als er auf dem Salon 1863 sein Hauptwerk „Geburt der Venus“ präsentiert, liegt ihm ganz Paris zu Füßen. Napoleon III. erwirbt das Gemälde für seine privaten Gemächer, Cabanel wird Hofmaler, und die Damen stehen Schlange vor seinem Atelier. Er ist zu einem nun auch international gefragten Porträtisten geworden, selbst aus Amerika reisen die gut betuchten Kundinnen nach Paris.

Der Feinmaler beginnt als Porträtist und wendet sich später der Historienmalerei zu. Nun entstehen dramatische Bilder wie „Phaedra“ oder „Die Nymphe Echo“, die sich vornehmlich mit mythologischen oder literarischen Themen auseinandersetzen — und so einen Vorwand bieten, schöne Frauen und viel nackte Haut zu zeigen.

Das Kölner Wallraf-Richartz-Museum, Obmarspforten, zeigt „Alexandre Cabanel — Die Tradition des Schönen“ bis zum 15. Mai. Öffnungszeiten: Di — So 10 — 18, Do 10 — 22. Katalog: 25 Euro. Tel.: 0221/221 211 19.

wallraf@museenkoeln.de