Fussball Lintorf: Trainer, Spieler und Vorsitzender weg

Ratingen. · Der hochkarätige Kader für die Kreisliga A ist nicht zu finanzieren. Jetzt knallte es.

Als Trainer wird Deniz Top künftig nicht mehr agieren – dafür aber bei Rot-Weiß Lintorf die Fußballschuhe in der Kreisliga schnüren.

Foto: RP/Achim Blazy

Riesen-Theater bei Rot-Weiß Lintorf! Der im Dezember des letzten Jahres verpflichtete Spielertrainer Deniz Top ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten und die insgesamt 18 Spieler, die er in seiner Amtszeit verpflichtet hat, sechs in der letzten Winterpause und weitere zwölf nun im Sommer, die werden in der kommenden Spielzeit nicht für den A-Kreisligist (Platz elf in der letzten Abschlusstabelle) auflaufen. Zudem hat auch der Vorsitzende Christian Schmitt seinen sofortigen Rücktritt erklärt.

Top, 34 Jahre alter Lehrer, Ur-Ratinger, in Velbert geboren, Familienvater und in Lintorf wohnend, ist grenzenlos wütend auf den RWL-Vorsitzenden: „Ich wurde auf übelste Weise hinters Licht geführt. Wir wollten ambitionierte Ziele erreichen, aber die Voraussetzungen waren nicht einmal im Ansatz vorhanden. Ich muss mich nun bei meinen Spielern entschuldigen und werde ihnen helfen bei der Suche nach guten neuen Vereinen.“ Er selbst hatte nach eigener Aussage mehrere Angebote von interessanten höherspielenden Vereinen, die er aber ablehnte, weil der RWL vor seiner Haustüre spielt.

Bei den Rot-Weißen sieht man die Lage völlig entspannt. Klaus Brügel, zweiter Vorsitzender, ist seit Jahren der Mann, der die wirklichen Richtlinien bestimmt. Dem 62 Jahre alten Diplom-Ingenieur (Elektrik) war die rasante Entwicklung der letzten Wochen und auch Monate ohnehin zu heiß, nun berief er eine außerordentliche Vorstandssitzung ein und dabei platzte die Bombe. Die neue Mannschaft, die sich ab sofort zwei Aufstiege zum Ziel gesetzt hatte, war nicht finanzierbar.

Vize Brügel: Es wird auch weiterhin bei uns gekickt

„Wir mussten reagieren, umgehend, und auch künftig wird bei uns an der Jahnstraße weiter Fußball gespielt“, so Brügel. Die geplanten Neuzugänge hat er längst abgehakt: „Hier ist jedenfalls kein Trümmerfeld entstanden.“

Wie geht es weiter beim Traditionsclub? Er war vor dem Bezirksliga-Abstieg von 2015 seit 1963 ununterbrochen Bezirks- und Landesligst und damit einer der erfolgreichsten Fußballvereine im Kreis 1 (Raum Düsseldorf).

Klaus Brügel: „Nächste Woche setzen wir uns zusammen. Es gibt keinen Schnellschuss, es besteht kein zeitlicher Druck, wir haben für die Kreisliga A genug gute Fußballer. Unsere Reserve wäre schließlich als Vizemeister aufgestiegen, wenn sie es gedurft hätte. Aus der bisherigen Mannschaft sind viele Spieler geblieben, da läßt sich einiges erstellen.“ Ob Tomi Mirosavljevic, der die Reserve auf Anhieb zu einem Kreisliga-B-Spitzenteam formte, der neue Coach wird, wollte Brügel nicht bestätigen, es ist aber überaus naheliegend.

Der sympatische Bürokaufmann mit kroatischen Wurzeln, in Ratingen aufgewachsen, weiß, wie man mit jungen Spielern umgeht. Nicht erst seit jetzt, er führte einst schon Croatia Ratingen in die Kreisliga A, eine Truppe, die als „untrainierbar“ bezeichnet wurde. Man kann jedenfalls gespannt sein, wie es an der Jahnstraße weiter geht.

Christian Schmitt: „Das alles ist schmerzhaft. Einige Sponsoren haben ihre Zusagen nicht eingehalten und so entstand diese Entwicklung. Ich werde jedenfalls, wenn es gewünscht wird, alles dafür tun, dass es weiter geht.“ wm