Meinung Armin Laschet - Der unterschätzte Sieger und seine Apollo-Mission
Als im vergangenen Winter wirklich alle Kennzahlen für Nordrhein-Westfalen auf „Schlusslicht“ standen, saß CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet mit einem Dutzend Chefredakteure von nordrhein-westfälischen Tageszeitungen in seinem Landtagsbüro und verglich die Situation der rot-grünen Landesregierung mit dem amerikanischen „Sputnikschock“ von 1957: Abgehängt von Russen, beim Wettlauf ins All nur noch zweitklassig.
Und dann blitzte es ins Laschets Augen: Darauf müsse man doch genau so reagieren, wie die Amerikaner es gemacht hätten: Schonungslose Analyse der Lage, Kehrtwende bei den erkannten Fehlern — und das ehrgeizige Ziel haben, bis zum Ende des nächsten Jahrzehnts einen Mann auf den Mond zu bringen.
Seitdem trieb die Chef-Journalisten um, was auch Armin Laschets Parteifreunde, seine politischen Gegner und eigentlich alle, die ihm begegneten, sich fragten: Ist der frühere Integrationsminister von Jürgen Rüttgers wirklich der Mann, der der NRW-CDU ein „Apollo-Programm“ geben und die Staatskanzlei erobern kann? Ist er nicht viel zu weich? Zu liberal? Zu nah bei Merkel? Will er das überhaupt? Wäre er in Wahrheit nicht viel lieber der Junior-Partner einer Ministerpräsidentin, mit der er eigentlich doch ganz gut kann und sie auch mit ihm?
Von allen Spitzenkandidaten, die bei dieser Landtagswahl angetreten sind, hat keiner so hart und konsequent an sich statt bloß an seinem Image für Wahlplakate gearbeitet wie Armin Laschet. Dabei ist er sich durchaus treu geblieben. Aber er hat sich entwickelt. Gestand sich ein, wo er sich mit Mitarbeitern umgeben muss, die in bestimmten Themen einfach besser sind als er. Wo er selbst deutlich besser werden muss, wo er Kompetenz gewinnen und tiefer in die Themen einsteigen muss.
Richtig ist: Das hätte bei allem Fleiß und allem Willen nicht gereicht, um Hannelore Kraft zu besiegen. Dazu waren grobe strategische Fehler der SPD und ihrer Spitzenkandidatin nötig — und beide haben sie gründlich und reichlich begangen. Armin Laschets Glück war (unter anderem), dass er lange völlig unterschätzt wurde; von einigen bis in die letzten Wochen des Wahlkampfs. Die werden sich wundern und erleben, dass die künftige Landesregierung kein zweites Rüttgers-Kabinett wird. Armin Laschet wird ein guter Ministerpräsident.