Meinung Die Zeit nach Merkel

Am Mittwoch ist auch die Zeit nach Angela Merkel als dominante Figur in der CDU eingeläutet worden. Die SPD hat mit Andrea Nahles als Partei- und Fraktionschefin und mit Olaf Scholz als dem künftigen Finanzminister schon jetzt jene beiden Politiker in Top-Positionen gebracht, die die nächste Kanzlerkandidatur unter sich ausmachen werden.

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Zugleich ist diese Besetzung ein Schachzug in Richtung Parteibasis, die über die Einigung noch abstimmen muss.

Die Botschaft lautet: Die SPD ist inner- und außerhalb der neuen Regierung optimal aufgestellt. Scholz, der Fuchs, kann als Kassenchef bei Bedarf die Union ausbremsen, Nahles, die Emotionale, wird die Seele der Partei streicheln. Martin Schulz hat Größe gezeigt. Oder nachgedacht. Oder gedrängt. Denn erst sein Verzicht auf den Parteivorsitz erlaubt es ihm, nach dem Außenministerium zu greifen. Auf das er als ehemaliger Kanzlerkandidat und EU-Parlamentspräsident so allerdings ein gewisses Recht hat. In diesem Gefüge und wegen der Frauenquote hat Sigmar Gabriel nun schlichtweg Pech; er fällt einfach raus. Niemand in der SPD wird sich für ihn noch so richtig ins Zeug legen. Und tschüss. So ist Politik nun mal.

Auch bei der Union riecht es schon nach Wachablösung. Bei der CSU sowieso, denn Seehofers kommende Innenministerzeit ist nicht viel mehr als sein Altenteil. Markus Söder übernimmt die Macht in Bayern. Mit Julia Klöckner taucht eine potenzielle junge Merkel-Nachfolgerin neu im Kabinett auf. Auch Ursula von der Leyen bleibt in aussichtsreicher Position. Und aus dem Hintergrund könnte jederzeit auch noch Annegret Kramp-Karrenbauer, die Ministerpräsidentin des Saarlandes, aufrücken. Die spannende Frage ist, wie Angela Merkel es schafft, trotz dieser ungemütlichen Ausgangslage noch vier Jahre lang eine starke Regierungschefin zu bleiben. Aus manchem Krimi weiß man, dass die Alten mitunter gefährlich leben, wenn die Erben schon warten.