Meinung Pakt für mehr Tierschutz
Wer würde den Grünen nicht laut applaudieren wollen für ihr Konzept einer neuen Tierhaltung? Dumpingpreise im Supermarkt, von denen der Bauer nicht leben kann, und von denen die Tiere niemals artgerecht gehalten werden können, sollen der Vergangenheit angehören.
Die meisten Verbraucher befürworten zwar mehr Tierschutz, doch greifen sie im Supermarkt munter zum Billigschnitzel — obwohl viele Lebensmittelhändler inzwischen alternativ Biofleisch anbieten. Am Ende entscheidet bei den meisten doch der Preis und nicht das Gewissen. Angebot und Nachfrage richten es eben nicht in Sachen Tierwohl. Dafür ist inzwischen auch die Marktmacht der großen Spieler auf dem deutschen Lebensmittelmarkt zu groß. Diese haben sich zwar auch Initiativen für mehr Bio, für mehr regionale Produkte auf die Fahnen geschrieben. Die betreffen aber bisher vor allem Obst und Gemüse. Fleisch zu Discountpreisen dagegen nutzen sie nach wie vor als Lockmittel für die Kunden.
Dass es so mit der Fleischproduktion nicht weitergehen kann und darf, haben die Grünen erkannt — und es ist gut, dass das Thema auf die Agenda kommt. Deutschland soll Vorreiter in Sachen Tierhaltung sein, sagen die Grünen. Ja, aber ohne eine europäische Lösung wird es bei diesem Thema nicht gehen. Agrarpolitik ist inzwischen fest in Europa verankert — und die Handelswege in der Fleischindustrie sind längst nicht mehr regional.
Was beispielsweise ist mit Fleisch, das im Ausland möglicherweise unter unwürdigen Bedingungen produziert und nach Deutschland importiert wird? Soll es dann auch zum Mindestpreis verkauft werden? Da würden die ausländischen Hersteller einen richtig guten Schnitt machen. Die deutschen Bauern, ausgestattet mit vorbildlichen Ställen, hätten das Nachsehen. Handel, Verbände und Politik sollten die Chance nutzen, ein europäisches Bündnis für mehr Tierschutz zu schmieden.