Scheitern der Hygiene-Ampel: Freiwillige Kontrolle ist eine Illusion
Aus Verbraucher-Sicht gibt es keine Alternative zur Ampel.
Das Konzept war bestechend einfach: Anhand einer simplen Ampelskala sollten Verbraucher ablesen können, wie ein Gastronomiebetrieb bei seiner letzten Kontrolle abgeschnitten hat. Ist der Imbiss sauber?
Wird in der Restaurantküche vernünftig gearbeitet? Das kann der Verbraucher selbst nicht kontrollieren. Die Ampel wäre ein verlässlicher Hinweisgeber gewesen.
Und sie ist berechtigt: 2009 wurden bei 30 Prozent der kontrollierten Betriebe in NRW Mängel entdeckt — bundesweit in jedem vierten. Oft werden Lokale mit wenig Startkapital und ohne gastronomische Erfahrung eröffnet. Hinzu kommt ein harter Preiskampf untereinander.
Das hat dazu geführt, dass sich Verbraucher vermehrt fragen, wo sie bedenkenlos einkehren können. Berlin, die Heimat der Ein-Euro-Döner, hat deshalb längst ein eigenes Kontrollsystem eingeführt. Schmuddelbetriebe werden im Internet veröffentlicht, im Bezirk Pankow werden sogar Beweisfotos dazu gezeigt.
So plakativ muss es nicht sein. Und auch die Hygiene-Ampel hat Mängel, die eine Kritik der Wirtschaftsminister durchaus rechtfertigt. Zum Beispiel hätte negativ bewerteten Wirten ein Recht auf schnelle Nachkontrolle und somit auf Rehabilitation eingeräumt werden müssen.
Doch wie verbrauchernah die Ampel letztlich ist, zeigen die Alternativen, die jetzt diskutiert werden. Der Wirt darf entscheiden, ob seine Bewertung ausgehängt wird. Dieser Vorschlag der Minister-Arbeitsgruppe ist eine naive Illusion. Wer weist schon freiwillig auf Hygienemängel in seinem Laden hin?
Auch die in NRW geplante Alternative ist nur bedingt alltagstauglich. In einer Online-Datenbank sollen Betriebe genannt werden, denen grobe Verstöße vorgeworfen werden. Eine Internetseite muss aber erst einmal aufgerufen und durchforstet werden. Wer spontan in einem Lokal einkehren möchte, hat dazu kaum Gelegenheit.
Am Ende büßt der Bürger für die mangelnde Bereitschaft von Länderministern und Bundesministerium, einen sinnvollen Kompromiss zu erarbeiten. Die eigentlichen Ziele der Hygiene-Ampel sind längst aus dem Blick geraten: Verbrauchern eine glasklare Orientierung zu bieten und Gastronomen dauerhaft unter Druck zu setzen, die es mit der Hygiene nicht so genau nehmen.