Steinbrück verliert den Kontakt zur Basis
Wer sich des Geldes wegen zur Wahl stellt, ist fehl am Platz
Eines kann man Peer Steinbrück wirklich nicht nachsagen: Dass er nicht alles versucht, sich den Weg ins Kanzleramt zu verbauen. So nutzt er die politische Ruhe zwischen den Jahren, um das seiner Meinung nach geringe Gehalt eines Bundeskanzlers anzuprangern.
Gut, diese Diskussion wird seit Jahr und Tag geführt. Schon Helmut Kohl stellte einst fest, dass „jeder Zahnarzt“ mehr verdiene als er. Steinbrück sucht lieber den Vergleich mit nordrhein-westfälischen Sparkassendirektoren, die ebenfalls am Monatsanfang mehr aufs Konto überwiesen bekommen als Angela Merkel.
Objektiv betrachtet hat der SPD-Kanzlerkandidat natürlich recht. Für einen Job, in dem es keinen Dienstschluss gibt, der eine hohe Verantwortung nicht nur für 82 Millionen Menschen in Deutschland bedeutet und der Entscheidungen mit weltweiter Tragweite fordert — daran gemessen wirkt Merkels Gehalt von 17 000 Euro geradezu kümmerlich. Die Vorstandschefs der Dax-Konzerne können über eine solche Summe nur müde lächeln.
Doch lässt sich die Arbeit der Kanzlerin überhaupt mit einer Summe aufwiegen? Ganz klar: Nein! Kanzler wird man nicht wegen des Verdienstes, sondern weil man sich zu diesem Amt berufen fühlt. Im Idealfall sogar, weil man eine Vision hat, mit der man Deutschland nach vorne bringen will.
Wer sich des Geldes wegen zur Wahl stellt, ist in der Politik fehl am Platze. Oder aber er heißt Peer Steinbrück, hat politisch bereits so manchen Schiffbruch erlitten und lässt sich mit großzügigen Rednerhonoraren — gezahlt unter anderem übrigens von NRW-Sparkassendirektoren — das Politsalär versüßen.
Wer aber ein Land führen will, darf den Kontakt zu dessen Bürgern nicht verlieren. Mit 17 000 Euro monatlich lässt es sich gut leben. Man ist aber nicht so abgehoben, dass man nicht mehr die Probleme des kleines Mannes versteht. Bei seiner Inthronisierung hatte Steinbrück angekündigt, mit dem Thema soziale Gerechtigkeit punkten zu wollen. Nicht nur seine Kritiker in der eigenen Partei werden nun mit Bangen beobachten, dass ihr Kandidat gerade vollends den Kontakt zur Basis zu verlieren droht. Steinbrück sollte den Jahreswechsel nutzen, sich zwei wichtige Fragen zu beantworten. Kann ich Kanzler? Und will ich es überhaupt?