Von der Leyens Himmelfahrtskommando
Deutschlands erste Verteidigungsministerin bei der Truppe
Hopp oder Top, Sekt oder Selters. Entweder Ursula von der Leyen bringt die Bundeswehr auf Vordermann, oder die Karriere einer Politikerin geht zu Ende. Es wäre nicht die erste, die an der Truppe zerbricht. Die Bundeswehr hat sich in der Vergangenheit kaum als Karrierebeschleuniger für Politiker erwiesen. Selbst ein so besonnener Mann wie Thomas de Maizière musste feststellen, dass das Verteidigungsministerium Fallen und Sprengsätze birgt. Sein Waterloo war der Eurohawk. Dabei hatte er die Drohne nicht einmal selbst zu verantworten. Das dürfte der Grund dafür sein, dass Kanzlerin Merkel ihm die Chance gibt, sich im Innenministerium neu zu beweisen.
Nun also Ursula von der Leyen. Sie soll sich geradezu um das Amt beworben haben. Wenn das so ist, dann steckt dahinter Kalkül. Denn wer das Bundesverteidigungsministerium schadlos übersteht, der ist gestählt für die Kanzlerkandidatur. Nach den Wahlen ist vor den Wahlen. Es könnte immerhin sein, dass Merkels dritte Amtszeit auch ihre letzte sein wird. Da machen sich Blitzbesuche bei der Truppe in Afghanistan ganz gut, um Pflöcke einzuschlagen für die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.
Aber wenn die Verteidigungsministerin zurück in Deutschland ist, wenn der Alltag einkehrt, wird sie sich mit denselben Sorgen beschäftigen müssen, die ihre Vorgänger umtrieben. Dabei ist der Eurohawk noch ihr geringstes Problem.
Die Bundeswehr befindet sich im Umbruch, seit das Feindbild Warschauer Pakt verschwunden ist. Auslandseinsätze im Kampf gegen den internationalen Terrorismus sind heikel, weil dabei deutsche Soldaten ums Leben kommen. Gleichzeitig ist die Abschaffung der Wehrpflicht längst noch nicht kompensiert. Die Bundeswehr muss in der Gesellschaft neu positioniert werden, um vor allem bei jungen Leuten Interesse zu wecken. Aber allzu viel kosten darf das nicht. Auch das Verteidigungsministerium muss sparen.
In dieser Gemengelage ist der neue Posten von der Leyens ein echtes Himmelfahrtskommando. Wenn sie es meistert, ist ihr die Rolle der Kronprinzessin von Angela Merkel nicht mehr zu nehmen. Wenn nicht, verschwindet sie aus dem Rampenlicht der politischen Bühne.