Rückblick 1930 Schlebuscher verhindern einen Zusammenschluss mit Köln

Leverkusen. · Die Stadt Leverkusen feiert am 1. April ihren 90. Geburtstag.

 So sah es 1930 im Wiesdorfer Stadtzentrum aus.

So sah es 1930 im Wiesdorfer Stadtzentrum aus.

Foto: Stadtarchiv Leverkusen

„Leverkusen hat viel mehr zu bieten, als es auf den ersten Blick scheint“, verkündet Karlheinz Beeres bei jeder seiner Rundfahrten durch die Großstadt, in der 167 000 Einwohner aus rund 130 Nationen in 13 verschiedenen Stadtteilen leben und die ebenso großstädtisches Flair wie ländliche Idylle zu bieten hat. Entscheidende Bedeutung für die heutige Eigenständigkeit hat eine Absage an den Oberbürgermeister von Köln.

Zwar ist Leverkusen noch eine relativ „junge“ Stadt im Bergischen Land, die am 1. April 1930 – also vor genau 90 Jahren – durch den Zusammenschluss der Stadt Wiesdorf mit den Gemeinden Schlebusch, Steinbüchel und Rheindorf gegründet wurde. Aber ohne Schlebusch, so betont der 80-jährige Saal, hätte die Gründung der Stadt „nicht vollzogen werden können“. Er schildert das Geschehen wie folgt:

Nachdem Konrad Adenauer 1917 zum jüngsten Oberbürgermeister von Köln gewählt worden war, strebte er die flächenmäßige Ausdehnung nach Norden an. Damit wollte er sich wohl vor allem die sprudelnden Steuerquellen der „Farbenfabriken Bayer“ sichern. „Und da Dünnwald schon zu Köln gehörte, sollte Schlebusch als Erstes eingemeindet werden“, berichtet Saal. Dagegen widersetzten sich die Industriellen Carl Duisberg und Theodor Wuppermann. Ohnehin bevorzugten die Gemeinderäte von Steinbüchel und Lützenkirchen einen Zusammenschluss mit Wiesdorf oder Opladen. Doch der Gemeinderat Schlebusch war mit dieser Lösung nicht einverstanden und entschied sich – sehr zum Unmut der Bürger – für Verhandlungen mit der Stadt Köln. Erst der Kreisausschuss untersagte den schon perfekt ausgehandelten Vertrag.

Geschichte einzelner Ortsteile reicht bis in die Römerzeit

Saal: „In einer Volksabstimmung am 15. Mai 1929 korrigierte die Schlebuscher Bevölkerung die eigenmächtige Entscheidung des Schlebuscher Gemeinderates. Bei einer Wahlbeteiligung von 80 Prozent stimmten 2341 Bürger für Wiesdorf und nur 102 Personen für Köln, 22 Stimmen waren ungültig. Ein neugewählter Gemeinderat von Schlebusch bestätigte den Zusammenschluss der Bürger mit der Stadt Wiesdorf. Somit war der Weg zur neuen Stadt Leverkusen frei.“

Die Geschichte einzelner Ortschaften reicht deutlich weiter in die Vergangenheit. Ausgrabungen geben Hinweise auf die Anwesenheit der Römer. Erstmals erwähnt wurden die Siedlungen des heutigen Stadtgebiets ab dem 10. Jahrhundert. Seit dem Mittelalter gehörte das rechtsrheinische Land – somit auch Leverkusen – zu großen Teilen zur mächtigen Erzdiözese Köln. Ein Gut in Rheindorf wurde im 11. Jahrhundert in Zusammenhang mit dem Kölner Apostelstift genannt. Hitdorf wiederum wurde im Jahre 1151 mit seiner Abtei St. Pantaleon und mit einem Fronhof erwähnt, in dem ein Untervogt des Grafen von Berg wohnte.

Das Herzogtum Berg wurde 1806 aufgelöst, an den französischen Kaiser Napoleon abgetreten und zum Großherzogtum Kleve-Berg erweitert. Folglich wurden auch die Verwaltungsstrukturen neu organisiert. Vor dem 18. Jahrhundert war das Stadtgebiet nur dünn besiedelt. Im Jahr 1819 wohnten 1018 Bürger in Schlebusch, 1510 in Lützenkirchen. Der überwiegende Teil der Bevölkerung lebte von der Land- und Forstwirtschaft oder der Weberei.