Meerbusch historisch Äpfel und Nüsse als Baumschmuck

Meerbusch. · Wie früher gefeiert wurde: Der Baum war mit Äpfeln und Nüssen geschmückt, Kinder schrieben artige Briefe an Großeltern, Onkeln und Tanten.

Theodor und Maria Hansen am Gabentisch.

Foto: privat / Repro: Kunze

(kun) Früher war Weihnachten so ganz anders und das ist nicht einmal hundert Jahre her. In einem Interview erinnerte sich der 2010 verstorbene Landwirt Karl Münks an seine Kindertage in den 1930er Jahren auf dem Lipperhof an der Uerdinger Straße. Schon Tage vor dem Fest herrschte daheim Betriebsamkeit. Die Mutter achtete darauf, dass das Haus blitzblank geputzt war, der Vater umsorgte den Weihnachtsbraten, der noch fröhlich in Unkenntnis der drohenden Gefahr auf der Weide umherflatterte und der kleine Karl und seine Geschwister waren damit beschäftigt, kindliche Weihnachtsgaben herzustellen.

Der Latumer Junge hatte gerade Schreiben gelernt, also wurde von der Verwandschaft erwartet, dass er das auch zeigte. Zum Fest schrieb der Pennäler also fleißig Briefe an Eltern, Großeltern, Onkel und Tanten. Schönschrift war ein Muss, kleine Verzierungen auch. Natürlich wurden die Ergebnisse von der Verwandtschaft freudig goutiert, was – neben kleinen Geschenken – der Lohn für die ganze Mühe war.

Bevor es jedoch zur Bescherung im Familienkreis ging, mussten am frühen Morgen noch die Tiere im Stall versorgt und die Kühe gemolken werden. Und das ging damals noch von Hand. Aber damit war an den Feiertagen schon deutlich weniger Arbeit zu leisten als sonst. Anschließend ging es nicht nur einmal zur Kirche, aber ansonsten ließ man es sich auch damals schon zum Fest im Kreise der Familie gutgehen.

Mittelpunkt der guten Stube war wie heute der Weihnachtsbaum. Der wurde in früheren Zeiten übrigens mit Äpfeln und Nüssen geschmückt, hinzu kamen die noch bekannten Strohsterne und -engel – und meist nur in gut betuchten Haushalten auch Glaskugeln und Christbaumspitze wie heute.

Viel Trubel herrschte zu Weihnachten auch im Hause Hansen in Büderich. Und das war in den 1940er Jahren wörtlich zu nehmen, denn Theodor und Maria Hansen lebten mit ihren 15 Kindern, den Großeltern Heinrich und Henriette Goebels unter einem Dach. Allerdings schwang in der Kriegsweihnacht zunehmend auch die Sorge um die älteren Söhne, die bereits im Krieg kämpfen mussten, mit.

Als Sohn Josef am Nikolaustag 1944 seinen 16. Geburtstag feierte, wusste er bereits, dass auch er nach Weihnachten aufbrechen musste. Die Mädchen und die jüngeren Söhne aber versammelten sich trotz Verdunkelung und schlechter Zeit mit leuchtenden Augen um die Tafel im Esszimmer, die zum Gabentisch umfunktioniert wurde. In der Familie gibt es bis heute ein Foto, das die stolzen Eltern vor dem reich gedeckten Gabentisch zeigt. Eine Puppenstube und ein hölzerner Nussknacker sowie Puppen und Stofftiere waren für die jüngeren gedacht, die Großen erhielten praktischeres, etwa warme Filzpantoffeln.

Diese weihnachtliche Familienbescherung behielt Maria Hansen bis zu ihrem Tod 1994 bei und stets kam die ganze, immer größer werdende Familie zur Mutter, Großmutter und Uroma, zuletzt über die Tage verteilt, im Stammhaus an der Düsseldorfer Straße und wirklich jeder bekam ein Geschenk. Der Ablauf lässt aber an die alten Zeiten denken. Denn der „Audienz“, bei der jeder kurz berichten durfte, wie es ihm ergangen ist, folgte der Gedichtvortrag oder das Flötenspiel der Schulkinder und das gemeinsame Singen vor der Krippe. Erst dann gab es die Geschenke.