Mehr Sauberkeit in Städten der Region Ärgernis Hundehaufen: Mit Beutelpflicht gegen Tretminenfelder
Düsseldorf · Hundehaufen sind in der gesamten Region ein Ärgernis. Wuppertal probiert einen neuen Ansatz aus. Ob andere Städte nachziehen, ist noch nicht klar.
Kaum etwas kann einem so den Tag verderben, wie auf dem Weg zur Arbeit aus der Haustür zu gehen und postwendend in einen morgenfrischen Hundehaufen zu treten. In manchen Straßenzügen der NRW-Großstädte beschleicht einen das Gefühl, für die Halter sei alles, was ihr Hund nach Einbruch der Dunkelheit oder in der annähernden Peripherie einer Baumscheibe verrichtet, völlig akzeptabel. Verboten ist es natürlich trotzdem, den Haufen nicht zu entfernen. Bisher ist das Problem, dass die Ordnungshüter Bello auf frischem Stuhlgang und Herrchen beim Abhauen erwischen müssen, um diesem eine Geldstrafe aufzubrummen. Die Stadt Wuppertal hat jetzt einen präventiven Ansatz erdacht: Seit Mitte dieser Woche müssen Hundebesitzer schon zehn Euro Bußgeld zahlen, wenn sie keine Tüte dabeihaben, mit der sie den Kot ihres Lieblings aufsammeln könnten. Ein Vorbild für andere Kommunen?
In Düsseldorf signalisiert Verwaltungssprecher Volker Paulat auf Nachfrage zumindest Offenheit und kündigt an: „Die Landeshauptstadt wird zu gegebener Zeit die Erfahrungen der Wuppertaler Kollegen auswerten.“ Denn obwohl der Ordnungs- und Servicedienst (OSD) bei Streifengängen das gesamte Stadtgebiet kontrolliere, habe man selbst festgestellt, dass man nur wenige Hundekotsünder ertappe: „Im Jahr 2018 waren es gerade fünf Fälle, auch in früheren Jahren waren die Fallzahlen nicht wesentlich höher“, sagt Paulat.
Genau da soll die Wuppertaler Neuregelung greifen: „Wir können nicht hinter jeden Hundehalter einen Ordnungsamtmitarbeiter stellen“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann. Statt also zu versuchen, diese in flagranti beim Nichtentfernen von Kot zu erwischen, kann man sie nunmehr schon dafür belangen, gar nicht die Mittel zum Entfernen bei sich zu haben. Zuvor, erklärt Eckermann, habe man laut Straßenordnung lediglich „geeignete Materialien“ mitführen müssen – den Ordnungsdienst-Mitarbeitern sei „auf Nachfrage beliebiger Inhalt der Taschen, etwa ein Päckchen Papiertaschentücher, präsentiert“ worden: „Daher stehen nun eben die ,Hundekotbeutel’ in der Satzung.“
Hundekotbeutel werden oft in der Landschaft entsorgt
Ob das wirklich zum Erfolg führen wird, da ist man in Düsseldorf skeptisch. Paulat sagt: „Nach dem Eindruck der Ordnungsamtsmitarbeiter scheitert die Beseitigung des Hundekots selten am mitzuführenden Material.“ Man habe sogar eine neue Masche beobachtet, bei der „einzelne Hundehalter zwar den Hundekot mit entsprechenden Beuteln entfernen, dann aber die gefüllten Beutel nicht etwa in den nächsten Abfallbehälter geben, sondern einfach in der Landschaft zurücklassen“. Auch Timo Bauermeister, Sprecher in Krefeld, glaubt, es sei „vielmehr durch Kontrollen darauf zu achten, dass mitgeführte oder an Hundekotbeutelstationen zur Verfügung stehende Tüten auch tatsächlich Verwendung finden“. Da eine sichtbare Uniform meist dazu führe, dass plötzlich alle Hundebesitzer ganz brav seien, hätten sich zivile Kontrollen „hier in der Vergangenheit als wirksam erwiesen“.
Mehr als 1000 Spender für Hundekottüten in Köln
Einen ganz eigenen Weg von Service und Abschreckung geht die Stadt Köln. Die Domstadt ist mit mehr als 1000 Hundekottüten-Spendern ziemlich weit vorn. Aber auch bei der Höchststrafe fürs Haufen-Ignorieren: Bis zu 500 Euro kostet das. „Je höher die Gefährdung für die Allgemeinheit ist, desto teurer wird es für den Halter“, erläutert Lars Hering vom Presseamt. „Dies spiegelt sich entsprechend im Bußgeldrahmen wieder. Die Gefährdung auf einem Spielplatz ist am höchsten, da Kleinkinder den Kot in den Mund nehmen könnten.“ Wie oft diese Höchststrafe verhängt wird, kann Hering nicht beziffern – insgesamt 1100 Mülldelikte wurden 2018 in Köln insgesamt verfolgt, bis zum Mai in diesem Jahr schon 380. Dafür die Größe des Ärgernisses: Acht Tonnen Hundekot täglich landen auf Kölner Straßen und Wegen. Das Erfolgsrezept seien „tägliche Präsenzstreifen des Ordnungsamtes in den Bezirken“.
Ordnungsamt ist nicht zu Kontrollgängen draußen
Daran könnte die innovative Idee in Wuppertal letztlich scheitern – denn geplante Streifen gibt es laut Eckermann überhaupt nicht, das Ordnungsamt sei ausschließlich zu Einsätzen, nicht zu Kontrollgängen draußen. „Es werden Wege und Zeiten zwischen den Einsätzen für Kontrollen genutzt“, sagt die Stadtsprecherin. Das bedeute andererseits immerhin, dass Hundehalter nicht nur in den Grünanlagen, sondern immer und überall mit der Frage nach ihrer Tüte rechnen müssten.
Es gehe bei dem neuen Passus aber auch darum, Bewusstsein zu schaffen. Denn eines ist klar: So lange es manchem Hundebesitzer Wurst ist, ob er mit seiner morgenfrischen Hinterlassenschaft auf dem Gehweg anderen einen Kacktag beschert, ist jede Ordnungsmacht machtlos.