Batman, Wonderwoman, Captain America oder Superman: Eine Ausstellung im Düsseldorfer NRW-Forum widmet sich dem Kosmos der Superhelden Eine Reise durch die Welt der Superhelden

DÜSSELDORF · . Dicke, aufgeblähte Muskelpakete am ganzen Körper, aufgerissener Mund, häufig geflügelte Ohren und einen Blick des eisernen Willens zum Sieg. Über das Böse. So kommen alle Superhelden rüber. Nicht selten gehüllt in Stars and Stripes-Fahnen.

Eine Mitmachstation mit Tablet und Monitoren, mit der man sich selbst als Superheld inszenieren kann, sind in der Ausstellung zu sehen.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Super- oder Batman, Spiderman mit dem üblichen Helm. Manchmal sogar Super-Woman, ebenso der übermächtige Thor und Superman-Kollege Hulk. Letzterer bäumt sich auf – in dunkelgrüner Patina, mit grimmigem Blick und bedrohlichen Bizeps – am Eingang einer Fan-Ausstellung im NRW-Forum im Düsseldorfer Ehrenhof.

In dieser Art hat es das in einem – mit Steuergeldern finanzierten – Museum vermutlich noch nicht gegeben. In elf Sälen auf gut 1200 Quadratmetern taucht man – unter dem Titel „Superheroes“ – in eine Welt von Übermenschen ein. Die meisten wurden von Göttern geschickt, um die Ordnung in der Welt wiederherzustellen. Zumindest basiert auf diesem Aberglauben auch für Superman-Fans eine wie auch immer geartete Weltordnung.

Die Blockbuster-Ausstellung bietet 1600 Exponate – überwiegend der Popkultur. Sie beschreiben das Universum, das meist von männlichen (weniger weiblichen) Superhelden und ihren Widersachern beherrscht wird. Von Batman und Joker, über japanische Manga- und Anime-Typen und Zeichentrickfilme. Aber auch die politische Funktion der Supermenschen wird beleuchtet – bis hin zur Propaganda, häufig in Krisenzeiten benutzt von Regierenden. Original-Bilder – und Zeichnungen, Filmausschnitte, Manga-Streifen, Hunderte von Erstausgaben von Comic-Heften, Filmplakaten und eine Ahnengalerie von Hunderten von kleinen und lebensgroßen Kunststoff-Skulpturen. Nerd Girl, Astro Boy, Action-Held Green Lantern oder die pinkfarbene Oloris (The Heroes will unite). Einige Skulpturen sind überlebensgroß. So auch der Clou, gleich im zweiten Saal: das schnittige Batmobil in Anthrazit – ist ein Nachbau des geflügelten Schlittens, mit dem Batman einst in Hollywood- und Action-Klassikern durch den Kosmos wirbelte.

Zusammengetragen wurde diese extrem umfangreiche, farbenfrohe, vielfältige und (nicht nur für Fans) abwechslungsreiche Schau von Kurator Alain Bieber. Aufwendig und langwierig war die Suche nach Sammlern, berichtet er. Diese mussten ja auch bereit sein, sich von ihren ‚Schätzen‘ zu trennen. Durch zahlreiche, selten zu sehenden Leihgaben wird die Ausstellung auch internationales Publikum anlocken. Denn Superheroes sind nicht nur etwas für Clubs von Old Boys, die schon als Jungs Superman-Hefte hüteten wie ihren Augapfel. Sammler gibt es in der ganzen Welt. So erzielen im Kunstmarkt Erstausgaben und Originalhefte Spitzenpreise. Kürzlich wechselte bei einer Auktion ein Superman-Heft für sechs Millionen US Dollar den Besitzer. Und eine Originalzeichnung aus den 1960ern brachte eine Million ein“, sagt Bieber.

Der Leiter des Forums ist in den 1980ern mit Superman-Mythen und Comics aufgewachsen, begeisterte sich, zumal als Deutsch-Franzose, schon im Kindesalter für Kind Asterix und Obelix. „Comics gehören in Frankreich seit über 50 Jahren zur Hochkultur. Deutschland hat da Nachholbedarf“, sagt Bieber. Wo kauft man heute Superheroe-Hefte? Längst nicht mehr am Kiosk um die Ecke. Nur in ausgewählten Läden. „Die Buchhandlung am Düsseldorfer Hauptbahnhof ist in diesem Segment gut sortiert“, rät der Fachmann.

Glück für ihn und die Besucher: Der berühmte Comic-Zeichner Nic Klein lebt in Düsseldorf. Er ist einer von drei Deutschen, die für die amerikanischen Spitzen-Verlage Marvel, Image und DC als Illustratoren arbeiten. Nic, Jahrgang, 1978, muss jeden Tag einige Stunden zeichnen, um in Routine zu bleiben, erzählt er. Berühmt wurde sein Name, als er Thor für den Comic-Roman und Film illustrierte. „Die Figuren müssen übertrieben und überdimensional erscheinen,“ erklärt Klein seine Arbeit. Klar, dass zahlreiche seiner Originale auch hier vertreten sind. Wer Glück hat, erwischt Nic Klein in einem der Säle und darf dem Illustrator bei der Arbeit über die Schulter schauen.

Nur selten scheitern die Helden, wie Spiderman, der sich in ein Spinnennetz verfängt. Oder gar mit Kopf und Rumpf in einer Mauer stecken bleibt. Was übrig bleibt: nur eine Blutlache und seine Beine. Nicht gemalt, sondern gehäkelt hat diese Skulpturen die Berliner Bildhauerin Patricia Waller. Ihr liegen gebrochene, gescheiterte Helden am Herzen. Dass Superman außerdem in der modernen Gesellschaft angekommen ist, erkennt man an einem wandhohen Plakat: Zwei queere Männer küssen sich leidenschaftlich – am Traualtar.

Das Thema der Schau passt ganz gut in unsere Zeit. Sehnen sich manche doch in diesen Jahren, die von zwei Kriegen beherrscht sind, um einfache Lösungen aller Probleme. Sind empfänglich für Irrglauben und träumen von Supermännern oder Frauen. Sie müssten nur vom Himmel steigen oder große Töne spucken – und schon wäre alles wieder im Lot.

Verbreitet war dieser Irrglaube an menschliche Wesen mit übermenschlichen Körpern bereits in der griechischen Antike. Man denke an Götter wie Herkules und Minerva, die den Ordnungswillen des Göttervaters Zeus umsetzen sollten. Mit ihren Abbildern und Zeichnungen von Barock-Künstlern beginnt die Schau.

„Superheroes“, NRW Forum, Ehrenhof 2, Düsseldorf. Bis 11. Mai 2025. Di.-So., 11-18 Uhr, Do. bis 21 Uhr. Ticket: 9,50/ 6,50 Euro.