Modernisierung Bahn baut zwischen Düsseldorf und Essen: So schwierig ist die Reise
Düsseldorf/Essen · Die Deutsche Bahn nutzt die Sommerferien für diverse Bauarbeiten im Ruhrgebiet und im Rheinland - zum Leidwesen der Reisenden, die nicht immer wissen, wie es weitergeht.
Es ist keine Frage des ob, lediglich des wie. Diese Erkenntnis wird schnell für diejenigen deutlich, die sich aktuell auf Schienen zwischen Ruhrgebiet und Düsseldorf bewegen wollen. Denn die Deutsche Bahn (DB) baut. Mal wieder. Dieses Mal jedoch sind eine ganze Reihe Arbeiten zusammengefasst, entsprechend umfangreich ist der Bahnverkehr – nicht nur bei der DB – davon betroffen. Während einige Ziele nach wie vor auf direktem Weg erreichbar sind, wird etwa bei dem Ziel Düsseldorf Flughafen mitunter schwieriger. An den Bahnhöfen der Region sind deshalb vor allem zwei Dinge zu beobachten: Konfusion und Hilfsbereitschaft.
Die Haltestelle für die Ersatzbusse ist am Essener Hauptbahnhof gut zu finden: Aufgeklebte Fußstapfen weisen den Weg durch das Gebäude, vor Ort ist ein kleiner Informationsstand der Deutschen Bahn aufgebaut. Trotzdem stellen sich die potenziellen Fahrgäste untereinander immer wieder die gleichen Fragen: „Fährt der Bus nach Duisburg?“ oder „Wie komme ich nach Oberhausen?“ Die Menschen helfen einander, wo sie können, denn ganz einfach ist es aktuell nicht, an sein Ziel zu kommen. In Essen etwa ersetzen Busse die momentan ausfallenden Fahrten des RE1 und der S3. Andere Züge fahren Umleitungen, oft auch zu veränderten Zeiten.
Eine der auf die entsprechenden Busse Wartenden ist Mirjam Damerau. Die Mülheimerin studiert in Bochum: „Ich bin die Strecke seit der Baustelle noch nicht so oft gefahren, aber ich habe das Gefühl, es geht noch“, schildert sie ihren Eindruck – und hebt positiv hervor, dass die Deutsche Bahn sich aus ihrer Sicht um ausreichende Information bemüht. „Es ist nicht so chaotisch, wie ich dachte.“ Trotzdem würde sie sich mehr Informationen um die Art der Arbeiten wünschen. „Wenn ich weiß, wieso das passiert, bin ich verständnisvoller“, sagt sie und gibt zu bedenken, dass die Strecke Duisburg-Essen vor gerade einmal zwölf Monaten schon einmal gesperrt war. Zwischendurch fragt Donis Munteanu nach der Verbindung nach Oberhausen, ein Mann kann helfen. „Ich fahre sonst immer mit dem Auto, nur heute nicht“, sagt er, ergänzt aber: „Die Regelung mit den Bussen ist okay.“
Am DB-Informationsstand ist Miroslava Tsrthora zu finden. Sie hat bisher nach eigenen Angaben überwiegend positive Resonanz auf ihre Arbeit bekommen. „Die Menschen merken, dass man sich bemüht“, sagt sie. An den ersten Tagen der neuen Baustelle sei es aber wirklich „chaotisch“ gewesen, „inzwischen ist es ruhiger“, fügt sie hinzu.
Längere Fahrzeit sollte einkalkuliert werden
Auch die Fahrt mit den Ersatzbussen läuft – zumindest außerhalb des normalen Berufsverkehrs auf der A40 – weitgehend unproblematisch. Wer zum Flughafen möchte, sollte die Fahrt bis Duisburg bestreiten. Rund eine Stunde wird aktuell von Essen bis zum Flughafen auf dieser Strecke fällig, während des regulären Zugverkehrs ist es rund eine halbe Stunde – Zeit, die es einzuplanen gilt. Doch natürlich gilt auch hier: Viele Wege führen zum Ziel, es gibt auch andere Verbindungen, meist jedoch nur mit geringer Umsteigezeit.
Immerhin gibt es auch an den übrigen betroffenen Bahnhöfen Helfer, die die Reisenden bei Bedarf informieren. In Mülheim ruft ein junger Mann gleich am Haupteingang: „Oberhausen, Essen, Duisburg?“ Wird eines der drei Ziele bejaht, erklärt er den Weg zum dortigen Halt der Ersatzbusse. Eine kleine Tüte Gummibärchen gibt es ebenfalls noch. Für die Nerven.
In Duisburg geht es dann mit dem Zug weiter, der entsprechend voll ist; der gesamte Fernverkehr umfährt den Düsseldorfer Flughafen derzeit. Im Bahnhof des Flughafens arbeitet Denis Zovkic am Informationsstand der Deutschen Bahn. „Hier geht es, die meisten Menschen sind Touristen und fahren nur einmal mit der Bahn“, berichtet er. Zu Beginn der Arbeiten war er jedoch unter anderem am Düsseldorfer Hauptbahnhof im Einsatz. „Da gab es viel Verwirrung“, weiß er. Einige Menschen würden auch ihren generellen Unmut über die Deutsche Bahn hineinmischen. „Die Leute sind frustriert“, sagt er.
Um die Gründe für Ärger zu reduzieren, investiert die Deutsche Bahn in diesem Sommer nach eigenen Angaben rund 40 Millionen Euro. Damit soll unter anderem das Stellwerk in Duisburg ausgebaut werden, um 2021 die störanfälligen Stellwerke in Essen und Mülheim-Styrum zu ersetzen. Weiter sollen 50 000 Meter neue Kabel, 129 neue Signale, 22 Kilometer neue Schienen, 13 neue Weichen, eine neue Ruhrkanalbrücke und ein am Ende fertig gebauter Abschnitt für den RRX hinzukommen. Auch vier Bahnhöfe sollen ausgebaut werden.
„Wir wissen, dass wir den Reisenden mit Streckensperrungen viel zumuten. Umso mehr nutzen wir die kostbaren Sperrpausen bestmöglich aus und optimieren unser Baustellenmanagement kontinuierlich weiter“, sagt Ali Dogru, Leiter der Produktionsdurchführung Duisburg bei der DB Netz AG. Insgesamt sechseinhalb Wochen, bis zum 25. August, und damit fast über die gesamte Zeit der Sommerferien sollen die Arbeiten noch laufen.
Auf dem Weg vom Flughafen in Richtung Düsseldorf Hauptbahnhof ist dann noch einmal Geduld gefragt, ein Zug hat Verspätung. Für manch einen dürfte das ein wenig Normalität in diese Zeit der vielen Besonderheiten bei der Deutschen Bahn bringen.