Fußball Beim CfR Links steht das Miteinander im Mittelpunkt

Die Abteilung Frauenfußball des CfR Links ist das Aushängeschild des Vereins, der vor allem für soziale Werte steht.

CfR-Spielerin Lena Edle von Pollak (l.) im Spiel gegen Tusa 06.

Foto: RP/HORSTMUELLER GmbH

Wie viele andere Fußballvereine ist auch der CfR Links mehr als nur ein Treffpunkt sportlich Gleichgesinnter. Der „Club für Rasenspiele“ bildet einen wichtigen sozialen Baustein im linksrheinischen Stadtgebiet. In der Chronik des Klubs heißt es: „Eine sportbegeisterte Jugend ist die Zukunft unseres Vereins. Unter dem Motto ,kick it social‘ leben wir den respektvollen Umgang im Sport miteinander.“ Das ist die Umschreibung für das, was Ewald Lienen meint, wenn der ehemalige Fußballprofi und Bundesligatrainer sagt: „Fußball muss lokal verortet sein, um Werte und Regeln zu vermitteln. Das ist etwas, was wir im großen Fußball völlig aus den Augen verlieren.“ Wer im Business noch an die Elf-Freunde-Geschichte glaube, gilt dort als Tagträumer.

Erste Mannschaft der Frauen
will in die Regionalliga

Der CfR Links lebt die Werte, die sozialen Kitt schaffen. Das heißt nicht, dass sportliche Breite und soziales Miteinander hochkarätigen Fußball ausschließen. Seit Jahren sind die Frauen, deren Abteilung vor 25 Jahren gegründet wurde, das Aushängeschild des 662 Mitglieder umfassenden Vereins im einstigen Arbeiterstadtteil Heerdt. Die erste Mannschaft schaffte es zwischenzeitlich bis in die dritte Liga – für einen Verein dieser Größe eine historische Leistung. Inzwischen haben sich die Spielerinnen um Trainer Jan Eul und Spielführerin Patricija Parlov eine Etage tiefer, in der Niederrheinliga, etabliert. Der Blick des Tabellensechsten aber richtet sich nach vorne und nach oben. „Wir schielen weiterhin in Richtung Regionalliga“, sagt Elisa Wilson. „Mit unserem engagierten Trainer haben wir einen Grundstein dafür gelegt.“ In der Trainerfrage sei es in den vergangenen Jahren angesichts einiger Wechsel „suboptimal“ gelaufen, gesteht die Leiterin der Frauenabteilung.

Das Projekt dritte Liga wird nicht von heute auf morgen gelingen. Der CfR Links ist finanziell nicht auf Rosen gebettet, sodass Scouting und der „Kauf“ von Spielerinnen keine Themen sind. Das sei gut so, meint CfR-Geschäftsführer Klaus Wynants. „Am besten und nachhaltigsten ist, wenn Mannschaften langsam wachsen und sich die Spielerinnen mit dem Verein identifizieren. Um das zu bewerkstelligen, haben wir natürlich auch die Pflicht, ein entsprechendes Umfeld zu bieten.“

Der CfR stehe für Familie und für den Spaß am sportlichen Miteinander, ergänzt Elisa Wilson. Corona habe gemeinsamen Events allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Heimatgefühl soll jetzt wiederbelebt werden.

Überhaupt stellten die vergangenen Monate eine Härteprobe dar – und das nicht allein für die Heerdterinnen. „Corona bedeutete eine Zäsur“, erklärt Wilson. „Während dieser Zeit haben sich einige Frauenmannschaften aufgelöst, weil sich die Spielerinnen durch die fußballerische Zwangspause nach anderen Freizeitbeschäftigungen umgesehen haben.“ Diese Entwicklung sei auch am CfR Links nicht spurlos vorüber gegangen. Die Zahl der Abgänge aber halte sich in Grenzen, sodass der Kader nicht völlig neu aufgestellt werden müsse.

Mehr junge Frauen als Männer gehen nach dem Abi ins Ausland

Klaus Wynants weist auf ein generelles Problem hin, das in dieser Form im Herrenfußball seltener auftrete: „Bei jungen Frauen ist die Neugierde auf die große weite Welt stärker ausgeprägt als bei gleichaltrigen Männern. Aller Vereinstreue zum Trotz gehen deshalb viele nach dem Abitur ins Ausland.“ Das zerrupft den Kader der Ersten wie der Zweiten Mannschaft, die in der Bezirksliga einen starken Unterbau bildet, immer wieder aufs Neue. Auf der Habenseite stehen Spielerinnen, die aus der Mutterpause oder nach beruflichen Veränderungen ins Team zurückkehren. Elisa Wilson: „Zudem bieten sich immer wieder neue Spielerinnen an, denen es bei uns gefällt und die über Mundpropaganda Werbung für uns machen. Da läuft viel über Vitamin B.“

Der Verein baut zudem auf den Nachwuchs. Nicht jeder Jahrgang aber ist ein goldener, der die erste Mannschaft mit Talenten flutet. Da sind Grenzen gesetzt, auch wenn der CfR großen Wert auf eine solide Trainerausbildung legt. „Unsere Hauptaufgabe ist und bleibt, den Jugendlichen eine sportliche Heimat zu geben und nicht, sie auf Gedeih und Verderb in die höchsten Ligen zu puschen“, erinnert Wilson an die sozialen Verpflichtungen. Paradebeispiel sei das CfR-Gewächs Natalie Hoost. Die ehemalige Spielerin ist mit Leib und Seele Jugendtrainerin, was sich in exzellentem Fachwissen und großer Wertschätzung für „ihre“ Mädels niederschlage.

Der Frauenfußball genieße die breite Rückendeckung des gesamten Vereins, freut sich Wilson. Das sei in einer männerdominierten „Branche“ nicht selbstverständlich, wie die ehemalige Spielführerin der Ersten Mannschaft weiß. Frauenfußball sei allerdings auch nicht auf allen Ebenen mit der Männervariante zu vegleichen. „Das bestätigen mir Trainer, die vom Männer- in den Frauenbereich gewechselt sind. Bei Frauen braucht es hohe Sozialkompetenz.“ Sie seien offenbar wissbegieriger, da müssten Trainer stärker auf einzelne Spielerinnen eingehen. „Patrick Wiechers vom ,Bündnis AG Mädchenfußball‘ hat mir gesagt: ,Es ist geil, mit Mädchen und Frauen zu arbeiten. Du sagst denen etwas und die setzen das direkt um. Bei Jungs ist das schwieriger‘.“

Über das Bündnis, dem sich zehn Düsseldorfer Vereine angeschlossen haben, soll der Mädchen- und Frauenfußball in der Landeshauptstadt gefördert werden. Große Profiteurin ist vor allem die Fortuna, die über ein Talentscouting Spielerinnen für die zu gründende U 17-Mannschaft gewinnen will.

Zwei CfR-Mädchen trainieren bereits zusätzlich im NLZ der Fortuna. Elisa Wilson sieht das Projekt nicht als Verlustgeschäft, sondern als Win-Win-Situation. „Es profitieren doch alle, wenn der Mädchen- und Frauenfußball in der Stadt an Renommee gewinnt.“