Aufwändigste Aktion seit 1945 Bombenentschärfung in Köln - Amt kontrolliert Wohnungen

Köln · In Köln soll am Nachmittag eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden. Derzeit läuft die Evakuierung einer Klinik und zahlreicher Wohnungen.

Vor einer Bombenentschärfung in Köln werden im Evakuierungsbereich Häuser kontrolliert.

Foto: Oliver Berg/dpa

In Köln läuft derzeit die aufwändigste Bombenentschärfung seit dem Zweiten Weltkrieg. Bevor sich Experten die Zehn-Zentner-Bombe vornehmen, müssen drei Kliniken evakuiert werden. Zwei davon sind bereits leer, die Räumung der dritten ist im Gange.

Intensivpatienten im „Safe House“

Intensivpatienten, die nur schwer in andere Krankenhäuser verlegt werden können, befinden sich weiter auf dem Gelände einer der Kliniken, sind aber in einem „Safe House“ untergebracht, das zum Beispiel mit dicken Holzplatten vor den Fenstern besonders abgesichert worden ist. Dies für den unwahrscheinlichen Fall, dass bei der Bombenentschärfung etwas passieren sollte.

Außerdem gehen Mitarbeiter des Ordnungsamtes seit dem Morgen alle Wohnhäuser in dem Evakuierungsgebiet ab. Sie wollen sicherstellen, dass wirklich alle 6.400 Anwohner ihre Wohnungen verlassen haben.

Nach Angaben der Stadt handelt es sich bei der Aktion um die aufwändigste Räumung dieser Art in Köln seit 1945. Etwa 1.300 Helfer sind daran beteiligt. Darunter sind Mitarbeiter des Ordnungsamts, Polizisten, Feuerwehrleute, Rettungskräfte und 800 Ehrenamtliche.

Die Bombenentschärfung soll nach Möglichkeit vor Einbruch der Dunkelheit abgeschlossen werden. Die amerikanische Zehn-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg war auf einem Gelände gefunden worden, auf dem ein neuer Gesundheitscampus entstehen soll.

Der „Tausend-Bomber-Angriff“

Bombenentschärfungen an sich sind in Köln Normalität - die Stadt gehörte zu den am stärksten bombardierten des Zweiten Weltkriegs. So fand in der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1942 der erste „Tausend-Bomber-Angriff“ der britischen Royal Air Force auf eine deutsche Metropole statt.

Der im kalifornischen Exil lebende deutsche Schriftsteller Thomas Mann notierte damals: „Furchtbarer Air-Raid auf Köln, 1000 Flugzeuge. Vernichtung und Panik. Erschütternd, aber die Sühne beginnt.“

Insgesamt kamen etwa 20 000 Kölner bei Bombenangriffen ums Leben, am Ende stand im Zentrum fast nur noch der Dom. Der Kölner Schriftsteller Heinrich Böll sagte dazu zynisch: „Ich sehe darin eine besondere Variante der Barbarei, dass man sich also nicht leisten kann, den Kölner Dom kaputtzuschmeißen.“

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(dpa)