Drei Strafanzeigen wegen Körperverletzung Polizei ermittelt nach Fan-Feiern
Eicken · Anhänger von Borussia Mönchengladbach haben in der Nacht zu Samstag das 120. Jubiläum des Vereins mit Feuerwerk und Bengalos gefeiert. Dabei wurde auch gegen Corona-Abstandsregeln verstoßen. Die Polizei ermittelt.
. In der Nacht zu Samstag hatten sich mehrere hundert Fans von Borussia Mönchengladbach anlässlich des 120. Geburtstags ihres Klubs an der Gründungsstätte in Eicken versammelt, um zu feiern. Doch zu fortgeschrittener Stunde brannte nicht nur die Seele der Borussia-Fans. Die nicht angemeldete Party lief aus dem Ruder: Wie auf einem bei Youtube hochgeladenen Video zu sehen ist, wurden in den Gassen des Gründerzeitviertels massenhaft Feuerwerksköper abgeschossen. Nach Angaben der Polizei wurde auch Pyrotechnik gezündet und gegen Corona-Abstandsregeln verstoßen. Polizei und Ordnungsamt rückten mit einem Großaufgebot an. Sogar aus anderen Kommunen musste Polizei-Unterstützung angefordert werden.
In dem Video sind Anhänger vor der Traditionsgaststätte Alt-Eicken zu sehen, die Bengalische Feuer zünden. Der zweite Teil des Videos zeigt ein großes Feuerwerk. Zu der Aktion hatte wohl die Ultra-Gruppierung Sottocultura aufgerufen, aber unter der Einhaltung der bestehenden Hygieneregeln.
Ein Streifenwagen soll
beschädigt worden sein
Die Polizei Mönchengladbach teilte am Samstagmittag mit, dass die Versammlung nicht angemeldet war und es bei den rund 300 Fans vereinzelt zu Gewaltdelikten und Sachbeschädigungen gekommen sei. Bisher wurden drei Strafanzeigen wegen Körperverletzung gestellt, weitere Strafanzeigen könnten folgen. Ein Streifenwagen soll mit einem Tritt beschädigt worden sein. Die Polizei musste mit Unterstützung weiterer Ordnungskräfte anderer Behörden die Durchsetzung der Corona-Schutzverordnung überprüfen. Die Ermittlungen wegen Verstößen gegen die Corona-Schutzverordnung sowie weiteren Straftaten dauern an. Die Stimmung sei aber größtenteils friedlich gewesen.
Von Anwohnern, aus der Politik, aber auch von Fans kommt Kritik an der Aktion. Nachbarn zeigten bei Diskussionen in sozialen Medien die Sorge, dass angesichts der Trockenheit und Hitze Brände hätten ausbrechen oder Feuerwerkskörper durch offene Fenster hätten fliegen können. Einige klagten darüber, dass offenbar Alkoholisierte in die Hauseingänge uriniert hätten.
Michael Weigand, Sprecher des FPMG Supporters Club findet Feiern zum 120. Geburtstag der Borussia richtig, das Fehlverhalten einiger ärgert ihn aber. „Grundsätzlich ist nichts dagegen zu sagen, dass man eine Feier macht und Pyrotechnik zündet – es ist nicht im Stadion, sondern im Freien, man kann Abstands- und Hygieneregeln einhalten und es gibt trotzdem ein gutes Bild. Schwierig ist, dass es nicht durchgängig zur Einhaltung der Corona-Regeln kam, und das verpasst der Aktion im Nachhinein einen Dämpfer“, sagte er.
Stadt soll in den Vereinsfarben geschmückt werden
Weigand fürchtet, dass sich das Geschehen der Nacht negativ auf die Rückkehr der Fans in die Stadien zum Saisonanfang auswirken könnte. „Wir kämpfen ja darum, dass Fans wieder zurück ins Stadion können. Jeder Fan muss sich bewusst sein, dass er auch einen gewissen Teil der Verantwortung trägt. Wir hoffen, dass das keine kontraproduktive Aktion war und das Ganze nicht zu Spätfolgen in gesundheitlicher Hinsicht führen wird.“ „Sottocultura“ hatte in den vergangen Tagen schon dazu aufgerufen, die Stadt in den Vereinsfarben Schwarz Weiß und Grün zu schmücken, Schals und Fahnen an Balkone und Fenster zu hängen. Die Aktion wurde auf einen Wettbewerb erweitert und die besten drei Dekorationen sollten mit einem Preis prämiert werden. Den Aufruf hatte das Fanprojekt von Borussia begrüßt.
Der Chef der Mönchengladbacher CDU, der Bundestagsabgeordnete Günter Krings, und der OB-Kandidat Frank Boss nahmen bei Facebook ebenfalls zu den Vorkommnissen Stellung und verurteilten das Verhalten der Borussia-Fans. „Unsere Borussia wird wie keine zweite Institution aus Mönchengladbach mit unserer Stadt identifiziert und wir sind stolz auf sie“, hieß es. Gerade weil Borussia aber diese Rolle für die Wahrnehmung von Mönchengladbach spiele, hätten die Fans auch eine besondere Verantwortung: „In Zeiten der Corona-Pandemie müssen sie sich wie jeder andere Bürger an Recht und Gesetz halten. Das bedeutet vor allem die Einhaltung von Abständen in der Öffentlichkeit. Die Szenen vom Wochenende aus Eicken passen dazu leider nicht und schaden dem Ansehen unserer Stadt“, hieß es weiter.
Etwas später äußerte sich die SPD-Spitze ähnlich. Parteichefin und Bundestagsabgeordnete Gülistan Yüksel und OB-Kandidat Felix Heinrichs reagierten mit Unverständnis. „Das Virus ist noch lange nicht gebannt“, so Yüksel. „Wer sich in dieser Zeit über geltende Regeln hinwegsetzt, gefährdet uns alle. Das ist unverantwortlich.“ Heinrichs ergänzte: „So schwer es uns fällt, aber die Zeit zum Feiern ist noch lange nicht wiedergekommen.“ Klar sei, dass Szenen wie in dieser Nacht „einfach nicht in Ordnung sind“. Borussia war am 1. August 1900 in Eicken im Gasthaus „Zum Jägerhof“ an der Alsstraße gegründet worden. In der Fußgängerzone erinnern mehrere Denkmäler an die erfolgreichste Gladbacher Zeit, darunter ein Borussia-Brunnen sowie Bronzefiguren von Günter Netzer, Berti Vogts und Herbert
Wimmer.