NRW Lauterbach in Leverkusen klar vorn
LEVERKUSEN · Karl Lauterbach (SPD) hat sein Mandat als Bundestagsabgeordneter mit klarem Abstand vor Serap Güler (CDU) behauptet. Bei den Zweistimmen verweist die SPD in Leverkusen die CDU auf Platz zwei vor den Grünen. Die Stadt darf auf insgesamt drei Abgeordnete hoffen.
Applaus brandet auf, als Wahlsieger Karl Lauterbach gegen 21 Uhr das Forum betritt. Er habe ein gutes Ergebnis erwartet, sagte Lauterbach. Die Unterstützung an den Wahlständen sei für ihn spürbar gewesen. Den Zuspruch für die Corona-Politik habe er stellvertretend für die Bundesregierung entgegengenommen und an Olaf Scholz und Angela Merkel persönlich weitergegeben. Allerdings wäre sein Straßenwahlkampf ohne Personenschutz nicht möglich gewesen. Lauterbach glaubt an eine Ampelkoalition unter Führung der SPD. „Das würde eine modere Koalition.“ Und: „Es wäre schwer zu argumentieren, wenn Armin Laschet als Wahlverlierer Bundeskanzler würde.“ Einem Ministeramt in den Ressorts Gesundheit oder Forschung würde er sich nicht verschließen.
Um 18 Uhr schlossen die Wahllokale. Zuvor hatten die 114 641 wahlberechtigten Leverkusener in 108 Wahllokalen ihre Stimme abgegeben. Mehr als jeder Dritte hatte sich für die Briefwahl entschieden.
Im Forum hatte die Stadt zu einer Wahlpräsentation eingeladen. Gegen 18 Uhr hatten sich etwa 50 Zuschauer, Journalisten und Kamerateams eingefunden sowie Leverkusener Direktkandidaten zunächst der Grünen, der FDP und der kleineren Parteien. Britta Meyer, die neue städtische Pressechefin, und Arthur Horvath moderierten den Abend.
Nyke Slawik, Direktkandidatin der Grünen, erläuterte ihre Gründe für eine Kandidatur. „Ich hatte das Gefühl, dass die Interessen jungen Menschen zu wenig repräsentiert waren.“ Nach ersten Ergebnissen, nach denen die Grünen bundesweit bei rund 15 Prozent lagen, ging Slawik davon aus, dass ihr NRW-Listenplatz 11 sie sicher in den Bundestag nach Berlin bringt. Sie wäre die erste Transfrau im Berliner Parlament. „Wir haben etwas mehr erwartet, aber das ist für uns das historisch beste Ergebnis“, sagte Slawik. An den Grünen werde nun kein Weg vorbeiführen.
CDU-Fraktionschef Stefan Hebbel: „Zufrieden können wir nicht sein“
Nach einer ersten bundesweiten Prognose, bei der die FDP bei elf Prozent lag, sprach Conny Besser (FDP) vorsichtig von einem „guten Ergebnis“: „Das gibt uns viele Möglichkeiten für die kommenden Jahre.“
„Wir sind stolz, der Wahlkampf hat sich gelohnt“, kommentierte die SPD-Fraktionschefin im Stadtrat, Milanie Kreutz, das gute Abschneiden ihrer Partei in der Chemiestadt. „Das gibt uns Aufschwung in Leverkusen, wir haben bereits viele neue junge Mitglieder.“ Es sei ein klares Ergebnis. Doch stehe die SPD nun vor schweren Koalitionsverhandlungen. „Für mich ist nur die Ampel möglich.“
„Zufrieden können wir nicht sein“, sagte CDU-Fraktionschef Stefan Hebbel, „auch wenn es in den letzten Wochen noch eine Aufholjagd gab.“ Als Volkspartei müsse die CDU das Ergebnis nun hinterfragen und aufarbeiten. Mit Koalitions-Optionen in Berlin könne es nach dem vorläufigen Ergebnis schwierig werden.
Die Direktkandidatin der CDU, Serap Güler, hatte sich nach der Schließung der Wahllokale mit dem Zug auf den Weg nach Berlin gemacht, wo sie als Mitglied des Bundesvorstandes erwartet wurde. Kurz zuvor hatte sie bei Facebook geschrieben: „Über 4000 Haushalte besucht, rund 150 000 Briefe und Flyer verteilt, zig Wahlkampfstände, mehrere Veranstaltungen und Termine organisiert, Früh- und Spätcanvassings durchgeführt sowie bis vor wenigen Stunden noch im Einsatz gewesen und 3000 Brötchen für heute Morgen gepackt und verteilt – mein Team und ich haben alles, was möglich war, gegeben.“