SPD-Kandidatin aus Düsseldorf Wie Zanda Martens erneut in den Bundestag einziehen will
Düsseldorf · Es wird nicht leicht für Zanda Martens, erneut in den Bundestag einzuziehen. Die Düsseldorfer SPD-Chefin setzt dafür auf sozialdemokratische Kernthemen – und viel Präsenz in der Landeshauptstadt.
Ein Café am Rather Carré an einem ungemütlichen Mittag im Januar. Bundestagsabgeordnete Zanda Martens (SPD) hat den Treffpunkt nicht zufällig gewählt. Ein alter Industrie- und Arbeiterstadtteil, klassisches Klientel der Sozialdemokratie. „Der Stadtteil steht für all das, für was ich arbeite“, sagt Martens. Dazu gehörten „gut bezahlte“ Arbeitsplätze genau so wie bezahlbarer Wohnraum.
Zanda Martens ist die Direktkandidatin der SPD für den Wahlkreis Düsseldorf I, den nördlichen Teil der Landeshauptstadt. Der Einzug in den Bundestag wäre für sie der zweite in Folge, seit 2021 vertritt sie die Rheinmetropole in Berlin. Die promovierte Juristin ist zudem Mitglied in einigen Ausschüssen, darunter im Rechtsausschuss des Bundestags, außerdem ist sie Vorsitzende des Unterausschusses Europarecht. Über ihren Alltag nimmt sie ihre Follower in den sozialen Medien mit. In einer Zeit meist unpersönlicher und nicht selten auf wenige Worte geschrumpfter Statements, sind ihre Instagram- und Facebook-Posts von Veranstaltungen in Düsseldorf oder Debatten in Berlin ungewöhnlich ausführlich. „Ich schreibe meist nach Terminen, das ist so wie mein Tagebuch“, sagt sie. Es helfe ihr, sich das Erlebte noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen, auch wenn „ich laut Social-Media-Handbüchern alles falsch mache“.
Martens will Mieter besser
gegen Konzerne schützen
Sie äußert sich zu einer breiten Vielfalt von Themen, besonders im Fokus der Öffentlichkeit stand sie zuletzt allerdings wegen einem, das auch und besonders in „ihren“ Wahlkreisstadtteilen für jede Menge Aufregung sorgte: die Situation der Mieter. „Wir müssen auf allen Ebenen was tun“, sagt Martens dazu. Um Mieter besser zu schützen, müssten Gesetze auf Bundesebene nachgeschärft werden – und auf kommunaler Ebene auch entsprechend durchgesetzt. „Wir sehen, dass das keine Einzelfälle sind. Die letzten Fälle in Golzheim sind nur die, die öffentlich geworden sind, weil sich die Menschen organisiert haben und sich das Vorgehen von Investoren nicht mehr gefallen lassen“, so Martens. Besonders im Stadtteil Golzheim ist in den vergangenen Monaten die Verdrängung von Mietern vielfach diskutiert worden – besonders auch das Vorgehen der Eigentümer, häufig Investorengruppen. Genau diese kritisiert Martens: „Ich spreche nicht von Kleinstvermietern mit ein paar Wohnungen.“ Sie meine Konzerne, die sich Wohnraum zum Geschäftsmodell gemacht haben und möglichst viel Profit mit der Vermietung machen wollen. „Die wollen nur die Kohle sehen. Und natürlich sind denen alte Verträge zu moderaten Mieten ein Dorn im Auge“, sagt Martens.
Die Auswirkungen der ständigen Mietersorgen vor dem Verlust der eigenen Wohnung sei für die gesamte Gesellschaft schlecht, sagt die Sozialdemokratin. „Das untergräbt das Vertrauen in den Staat und sorgt dafür, dass politische Kräfte gewählt werden, die mit billigen und einfachen Parolen einfache Lösungen versprechen“, so Martens. Man könne sich beim Thema Wohnen deshalb nicht zurückziehen und Verantwortung von sich weisen: „Das regelt der Markt“, sei als Antwort auf die Probleme schlicht zu wenig und der Staat stehe in der Verantwortung, bei einem Thema wie dem Wohnraum einzugreifen und „auf der Seite des Schwächeren“ zu stehen.
Auf wessen Seite sie dabei steht, versucht Martens nicht nur in Worten klarzumachen. Sie ist in Düsseldorf – auch außerhalb der heißen Wahlkampfphase – besonders im Umfeld von Mieterdemonstrationen und -treffen präsent. Auch hat sie, das bestätigen die Mieter eines Hauses an der Bankstraße, ihre Rolle als Abgeordnete schon dafür genutzt, betroffene Mieter mit den Eigentümern an einen Tisch zu bringen, um möglicherweise eine Lösung zu finden, die nicht „Kündigung“ heißt. „Das MdB-Kürzel kann ein Segen sein“, sagt Martens. Eigentümer reagierten schneller, wenn der Hinweis auf die Mitgliedschaft im Bundestag hinter dem Namen stehe.
Zanda Martens, die seit 15 Jahren in Düsseldorf lebt und dort auch Vorsitzende ihrer Partei ist, wirkt im direkten Umgang wie in ihrem öffentlichen Auftreten unaufgeregt, gelassen und so, als würde sie nur wenig aus der Ruhe bringen. Dass sie dennoch eine Freundin klarer Worte ist, zeigen nicht nur ihre Äußerungen zur Mietsituation. Dass CDU-Chef Friedrich Merz einen Antrag in den Bundestag einbrachte, der nur mit Unterstützung der AfD eine Mehrheit erhalten konnte, bezeichnet sie als „unnötiges Wahlkampfmanöver“ und „Tabubruch“. Merz habe dabei wie ein Kind agiert, nach dem Motto: Spielt ihr nicht mit mir, spiele ich eben mit den anderen. „Aber das ist hier kein Sandkasten. Hier geht es darum, welche Macht die AfD noch bekommt – und ob wir einen Kanzler Merz von Nazis Gnaden bekommen“, sagt Martens. Es falle ihr schwer, noch Beteuerungen zu glauben, dass es keine Zusammenarbeit mit den Rechtsextremen geben werde.
Martens möchte mit klassischen sozialdemokratischen Inhalten erneut in den Bundestag einziehen, doch ist sie dafür vielleicht sogar etwas zu ruhig, zu gelassen? Im Vergleich zu einigen ihrer Berliner Kollegen fällt sie schließlich nicht als Lautsprecher auf. Keinesfalls, ist sie überzeugt: „Was an besten ankommt, ist eine natürliche und unverstellte Art“, sagt Martens. Die Menschen hätten die „Marktschreier“ eher satt.