Abschied vom Treckertüftler
Die Heimann Land- und Gartentechnik in Sträßchen schließt Ende März — 81 Jahre nach der Gründung.
Burscheid. Große Gefühlswellen will Theo Heimann nicht aufkommen lassen — aus Selbstschutz. „Jetzt habe ich mich einmal dazu durchgerungen. Und man muss immer nach vorne gucken, nie zurück.“ Sagt der Hufbeschlagschmiedemeister und Schmiedemeister und blickt der Schließung seines Land- und Gartentechnikbetriebes in Sträßchen entgegen — 81 Jahre nach dessen Gründung im fernen Schlesien.
Dort war Heimanns Vater Paul noch tatsächlich viel mit Hufbeschlag und Fahrzeugbau beschäftigt gewesen. Nach Vertreibung und Neuanfang in Burscheid rückten Traktoren und alle anderen Formen von Landmaschinen mehr und mehr in den Blickpunkt.
Seit 1953 ist der Betrieb in Sträßchen ansässig, in unmittelbarer Nähe zum heutigen Jugendzentrum Megaphon. Ende der 70er Jahre übernahm Theo Heimann den väterlichen Betrieb, in dem er einst selbst gelernt hatte. Und eigentlich war mit Sohn Markus schon die dritte Generation gefunden. Doch dann entschloss der sich mit seiner Frau zum Umzug nach Norddeutschland.
„Altersgründe und Gesundheitsgründe“, so Theo Heimann, haben ihn jetzt dazu bewogen, endgültig aufzuhören. In diesem Jahr wird er 79, die Wirbelsäule ist schon dreimal operiert. „Und die Kunden wollen doch keinen, der mit dem Stock ankommt.“
In den nächsten 14 Tagen werden sie alle angeschrieben. Wer es schon weiß, ist vom absehbaren Ende enttäuscht. „Zu vielen Kunden ist im Laufe der Jahre ja ein fast familiäres Verhältnis entstanden“, sagt Heimann. Was ist hier in der Werkstatt im Laufe der Jahrzehnte nicht alles gefrickelt und getüftelt worden? Wenn man nicht weiterwusste, bei Heimann fand sich so gut wie immer eine Lösung.
Aus, Schluss, vorbei. Der letzte Mitarbeiter und der Azubi haben schon neue Perspektiven, Ende März wird der Betrieb geschlossen. Gebäude und Grundstück sind bereits verkauft für eine neue gewerbliche Nutzung, „aber nicht mehr in dieser Branche“. Diese Branche, das weiß Theo Heimann selbst zu gut, hat es auch zunehmend schwer. Die wenigen verbliebenen Landwirte arbeiten mit immer größeren Maschinen, die meist geleast sind und angebunden an die großen Vertragswerkstätten. Für Frickler und Tüftler wie Heimann wird die Luft dünner.
Behält er wenigstens einen alten Trecker zur Erinnerung? „Nein, die werden alle noch verkauft. Ich habe schon genug Dreck unter den Fingernägeln.“