Alte Werte und neue Gestaltungsformen

Ein Wohnhaus in Berringhausen und die Freikirchliche evangelische Gemeinde öffneten am Wochenende ihre Pforten.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Die allermeisten Hausbesitzer erleben nach einer überschaubaren Bauzeit den Tag, an dem alle Arbeiten erledigt sind. Familie Lutze in Berringhausen ist da eine ungewöhnliche Ausnahme. Als das junge Ehepaar vor 25 Jahren ein altbergisches Fachwerkhaus mit Viehstall bezog, ging es mit den Veränderungen los und hört noch nicht auf.

Foto: Doro Siewert

Am vergangenen Wochenende zum „Tag der Architektur“ war der Wohntrakt mit der Hausnummer 22 in all seinen Entwicklungsphasen öffentlich zu besichtigen. Das jüngste Projekt ist ein Pavillon über dem nach biologischen Gesichtspunkten gestalteten Untergeschoss, gedacht als zusätzlicher Schlafraum mit Südverglasung und Blick über das Tal. Noch geht er seiner Fertigstellung entgegen. Was die Statik, die Balkenkonstruktion und den Dachbau, usw. angeht, hat Stephan Lutze den besten Fachmann an seiner Seite. Schwager Garbor Schneider hat das Gesamtbild des „Dorfes mit hoher Wohnqualität“ auf dem Zeichenbrett und dem figürlichen Modell bereits bis ins Letzte ausgearbeitet.

Am Samstag erklärte Schneider dem ersten interessierten Besucher, welche Häuser bereits bewohnt und welche als nächste vorgesehen sind. Klaus Deimel aus Odenthal hat vor 18 Jahren selbst ein Haus mit Holzstützwerk errichtet und auch bereits Solarmodule eingesetzt. Konnte er von der Besichtigung des Stück für Stück erweiterten Lutze-Hauses Anregungen für sich selbst gewinnen? „Für uns gibt es zwar keine Erweiterungsmöglichkeiten in der Art, wie sich dieser Trakt hier in der Vergangenheit verändert hat, aber die Gestaltung der Außenanlagen und des heimeligen Innenhofgartens hat mir sehr gefallen. Sollten wir bei uns irgendwann wieder einen steilen Erdhang abfangen müssen, werden wir eventuell auch Ziegelsteine in Betracht ziehen anstatt der üblichen Hohlblocksteine.“ Die ursprünglichen Wohnräume boten der kompletten Familie Lutze genügend Platz. Nun sind die Kinder „ausgeflogen“, und das Ehepaar richtet sich im letzten Anbau plus oberem Pavillon ein. In den „alten“ beiden Etagen gehen oft Kurzzeit-Gäste aus und ein, Gruppen aus Vereinen, Musikbands und sogar internationale Besucher nächtigten schon unter den urigen Balken.

Auch die Baukombination Weiherstraße 5 kam am Tag der Architektur wieder ins Blickfeld. Angezogen durch die Café-Atmosphäre vor dem Fachwerkhaus fanden sich am Sonntag viele „Schaulustige“ ein. Architekt Michael Koppetsch und einige der aktiven Helfer während der Bauphase konnten den Besuchern alle Details lebhaft schildern.

Hans und Elisabeth Kleer aus Leverkusen besichtigen gerne architektonische Besonderheiten und waren von dem gelungenen Projekt sehr angetan. Aber auch einen anderen Aspekt sprachen sie an: „Das Haus ist eine Sache, aber es ist wichtig, wie es auf die Dauer mit Leben gefüllt wird.“ Da n annten sie die Anbindung der Tagespflege-Einrichtung einen richtigen Glücksfall und richtigen Ansatz.. Zwei Besucherinnen hatten sich sogar von Troisdorf aus hierher bemüht. Das Foto aus Burscheid im Katalog der Objekte gleicht dem Haus ihres Urgroßvaters, das die Schwestern gerne auf ähnliche Art renovieren möchten.

Nachbarn aus der Dammstraße sahen die beiden Trakte zum ersten Mal von innen — schon seit längerem hatten sie sich einen Besuch vorgenommen und waren wirklich begeistert. Mit den gleichen Worten beschrieb Wolfgang Kierdorf das, was er auf dem Rundgang durch alle Etagen gesehen hatte. Erstaunt registrierte eine junge Frau. „Dieses alte Gebäude vor vier Jahren war also doch keine Wäscherei?“

Birgit Heuser, vom Beginn der Planungszeit an für viele organisatorische Dinge verantwortlich, brachte die homogene Zusammenstellung von Alt- und Neubau auf den Punkt: „Es war uns wichtig, alle Überlegungen darauf abzustellen, das auch nach außen hin zu sehen ist: Gute, alte Werte erhalten — verbunden mit neuer Energie — soll als Intension unserer Gemeinde zum Nutzen aller deutlich werden.“