Attraktiv für Wohnungseinbrecher

Rhein-Berg zieht Täter von außerhalb an und verzeichnet einen Anstieg der Fallzahlen um 34 Prozent.

Rhein.-Berg. Kreis. Nein, die Kriminalitätsstatistik bietet keinen Anlass, sich im Kreisgebiet besonders gefährdet zu fühlen. Landrat Rolf Menzel hatte vor einem Jahr die Parole ausgegeben, im landesweiten Vergleich von Platz vier auf drei der Polizeibehörden mit den im Verhältnis wenigsten Straftaten aufzusteigen. Daraus ist dann mit gut 14 000 Straftaten in 2010 (plus 4,2 Prozent) zwar nur Platz fünf geworden. Aber mit den Kreisen Lippe, Oberberg, Höxter und Olpe liegen nun auch wirklich extrem ländliche Regionen vorne.

Doch die vergleichsweise heile Welt ist auch im Rheinisch-Bergischen Kreis nicht ungebrochen. Der große Ausreißer sind die Wohnungseinbrüche. Ein Anstieg um 34 Prozent auf kreisweit 721 Fälle verweist auf ein grundsätzliches Problem des Kreises. Wie bei der Unfallstatistik, wo Motorradfahrer aufgrund der attraktiven Straßen seit jeher das Sorgenkind sind, locken Bevölkerungsstruktur und gute Autobahnanbindung standardmäßig auch Einbrecher von außerhalb an.

Das zeigt sich auch bei der Häufigkeitszahl, die die Straftaten zur Vergleichbarkeit auf 100 000 Einwohner hochrechnet. Während der Kreis bei den Gesamtstraftaten mit 5060 weit unter Landes- (8073) und Regierungsbezirksschnitt (8666) rangiert, sieht das in Sachen Wohnungseinbruch ganz anders aus. Da bewegt sich Rhein-Berg plötzlich mit 260 noch über dem Landesschnitt (250).

Ganz weit vorne ist dabei auch Burscheid. Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass geringe Fallzahlen schnell zu prozentual gravierenden Anstiegen führen. Bei den Wohnungseinbrüchen hat die Stadt von 33 auf 56 zugelegt, was ein Plus von 69,7 Prozent ausmacht. Bei der Häufigkeitszahl liegt Burscheid damit noch über Landes- und Kreisschnitt und hinter Leichlingen und Bergisch Gladbach auf einem unrühmlichen dritten Rang.

Dass die Polizei appelliert, lieber einmal mehr als weniger die „110“ zu wählen, um Verdächtiges zu melden, ist nicht neu, aber ungemindert aktuell. Denn noch immer kommt es vor, „dass wir bei der Zeugenbefragung feststellen, ein Einbruch ist bemerkt, aber die Polizei nicht benachrichtigt worden“, klagt Kriminaloberrat Rainer Hölzenbein. Und dass auch Prävention in Form von Sicherheitsvorkehrungen nicht vergebens ist, zeigt eine andere Zahl: Immerhin 42 Prozent aller verzeichneten Einbrüche führten nicht zum Erfolg, weil die Täter es nicht schafften, in das ausgeguckte Objekt einzudringen.

So sehr die Wohnungseinbrüche kreisweit ein Dauerthema sind, so sehr sind dagegen die Diebstähle aus Autos rückläufig. 1993 lag ihr Anteil an der Gesamtzahl der Straftaten noch bei 41 Prozent; heute sind es gerade noch 23 Prozent. Sinkende Zahlen auch in Sachen Straßen-, Gewalt- und Jugendkriminalität, wobei sich bei letzterer auch der demografische Wandel bemerkbar macht. Gut die Hälfte aller Straftaten im Kreis konnten 2910 aufgeklärt werden.

Dass die Polizei in diesem Jahr ihre Kontrollen mit Blick auf Wohnungseinbrüche verstärken will, erklärt sich aus den Zahlen. Auch Kräfte der Bereitschaftspolizei sind zum Teil dafür vorgesehen.