Auf dem Arbeitsmarkt sind die Fachkräfte nicht zu finden

Erst seit vier Jahren bildet die Metallfirma daher selbst aus — und kann die Lücken doch nicht stopfen.

Burscheid. „Wenn wir einen Schleifer suchen, bekommen wir keine Resonanz.“ Johannes Orlowski, seit 2006 Geschäftsführer der Emil Nickisch GmbH in Hilgen, hat die Facharbeiterproblematik fest im Blick. Und anders als der große Ausbilder Federal-Mogul sorgt er sich darum, wo angesichts des demografischen Wandels die nötigen Fachkräfte in den nächsten Jahren herkommen sollen.

„Wir sind nicht so hoch technisiert wie Federal-Mogul, bei uns gibt es noch viele händische Arbeitsgänge“, sagt Orlowski. „Aber trotzdem wächst die Automatisierung, sodass wir fast nur noch mit Fachkräften arbeiten können.“ Manche Tätigkeit ist in der Mechanik so einfach, dass sie auch für Ungelernte machbar erscheint. Aber die elektronische Prüfmaschine daneben, die die Qualität sicherstellen soll, erfordert besondere Kenntnisse.

Der schon vorhandene und noch stärker drohende Fachkräftemangel hat die Firma zum Umdenken bewogen. Seit 2007 setzt sie auf eigene Ausbildung. Zunächst wurden zwei Absolventen der überbetrieblichen Ausbildung des Wuppermann-Bildungswerks für das dritte Ausbildungsjahr übernommen. Inzwischen werden auch eigene Azubis eingestellt — derzeit sind es drei: ein angehender Industriekaufmann, ein Industriemechaniker und ein Maschinen- und Anlagenführer. „Wir überlegen, noch einen weiteren im technischen Bereich auszubilden, aber damit sind unsere Kapazitäten auch erschöpft“, sagt der Geschäftsführer.

Das Wuppermann-Bildungswerk ist ein Partner der Ausbildung, aber die Leverkusener können nicht alles abdecken. „Wir suchen noch einen Bildungsträger, der Präzisionsschleifen anbietet. Bisher haben wir nur einen im schwäbischen Raum entdeckt“, klagt Orlowski.

Weil es im Betrieb noch keine lange Ausbildungstradition gibt, wird auch noch ein Mittelweg gesucht zwischen sozialen und betrieblichen Anforderungen: Wählt man unter den Bewerbungen allein nach Leistungskriterien aus oder haben Kinder aus Familien verdienter Mitarbeiter Vorrang? Klar ist: Wer bei Nickisch seine Ausbildung anfängt, hat bei ordentlichen Leistungen fast schon eine Übernahmegarantie.

Aber dennoch: Von unten wächst nicht schnell genug nach, was oben durch altersbedingtes Ausscheiden an Personal benötigt wird. „Wir beschäftigen viele Praktikanten. Unter den Umschülern sind oft Perlen, die wir einstellen wollen“, erläutert Orlowski einen weiteren Versuch, die Löcher zu stopfen. Dazu kommt die unumgängliche Qualifikation der schon vorhandenen Mitarbeiter.

Und in seiner Not greift der Betrieb auch noch auf den Einsatz von Rentnern zurück. Drei Ex-Mitarbeiter sind wieder im Betrieb aktiv. „Deren sehr große Kompetenz ist derzeit nicht zu ersetzen.“